Arbeitsunfähigkeit

Psychische Leiden immer häufiger Ursache von Fehlzeiten

20. August 2013

Arbeitnehmer in Deutschland melden sich wieder zunehmend krank. Nach den Muskel-/Skeletterkrankungen (26,4 %) sind psychische Störungen mit 13,9 % die zweithäufigste Ursache für Fehlzeiten. Bei der Zahl der Krankentage liegen die seelischen Leiden mit 37,4 Tagen sogar in Führung, zeigt eine neue Auswertung des Bundesverbands der Betrieblichen Krankenkassen (BKK).

Vier Fehltage mehr als beim Tiefststand im Jahr 2006
Im ersten Halbjahr 2013 lässt sich bei den monatlichen Erhebungen der Krankenstände im Vergleich zu den Vorjahren weiterhin der Trend einer Zunahme der Krankenstände erkennen. Insbesondere der Februar weist in diesem Jahr einen signifikant erhöhten Krankenstand auf, was auf eine sogenannte Grippewelle zurückzuführen ist.

Bereits das sechste Jahr in Folge steigen die krankheitsbedingten Fehlzeiten der Arbeitnehmer. Die bei Betriebskrankenkassen pflichtversicherten Beschäftigten waren im vorigen Jahr im Durchschnitt 16,4 Tage krankgeschrieben. Dies entspricht einem Krankenstand von 4,5 Prozent (Prozentualer Anteil der Krankgeschriebenen je Kalendertag). Ausgehend vom Tiefststand der Fehltage (12,4 Tage im Jahr 2006) stiegen die Ausfallzeiten im Laufe der letzten sechs Jahre um rund vier Tage auf 16,4 Tage.

Psychische Leiden werden zweithäufigste Krankheitsart
Nach wie vor entfallen mehr als ein Viertel der Krankentage der Beschäftigten (26,4 Prozent) auf Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems (vor allem Rückenleiden). In den letzten Jahren wieder mit steigender Tendenz – trotz zurückgehender Zahl von Menschen in Berufen mit körperlich verschleißenden Tätigkeiten. Eine Erklärung hierfür könnten älter werdende Belegschaften sein.

Die psychischen Störungen liegen mit fast 14 Prozent der Fehltage (13,9 Prozent aller Krankentage in 2012) erstmals an zweiter Stelle – gleichauf mit den Krankheiten des Atmungssystems, vor allem Erkältungen mit ebenfalls 13,9 Prozent; gefolgt von Verletzungen/Vergiftungen auf Platz drei (12,6 Prozent).

Siebenfache Steigerung seit 1976
In der längerfristigen Betrachtung des Krankheitsgeschehens zeigt sich die Dynamik der kontinuierlichen Steigerung bei psychischen Leiden sehr deutlich: Als einzige Krankheitsart steigen hier die Krankentage in nur einer Generation um das Siebenfache - von nur zwei im Jahr 1976 auf aktuell 14 Prozent.

Psychische Diagnosen langwieriger als Tumorerkrankungen
Im Durchschnitt dauerte 2012 ein Arbeitsunfähigkeitsfall bei den beschäftigten BKK Pflichtmitgliedern 13,1 Tage. Diese durchschnittliche Falldauer wird stark davon bestimmt, welche Krankheitsarten besonders langwierig sind. Spitzenreiter sind hier psychische Diagnosen mit durchschnittlich 37,4 Krankentagen je Fall – gefolgt von Neubildungen (Tumorerkrankungen) mit 35,5 Tagen.

Erkältungen sind in der Regel kürzer
Beschäftigte mit Herz- Kreislauferkrankungen oder Rückenleiden sind dagegen im Schnitt zweieinhalb Wochen eher wieder gesund (Falldauer: Herz-Kreislaufkrankheiten 20,5 Tage; Rückenleiden 19,7 Tage). Auch wenn es häufige Ursachen für Krankschreibungen waren: Mit rund einer Woche verursachten Atemwegserkrankungen (6,6 Tage) und Infektionskrankheiten (5,8 Tage) lediglich kurze Krankheitsepisoden.
 
Im jährlich erscheinenden BKK Gesundheitsreport werden die Daten von 4,8 Millionen Beschäftigten analysiert. Er bietet somit ein repräsentatives Bild des Krankheitsgeschehens in deutschen Unternehmen.

Quelle:
BKK Dachverband, Pressemitteilung vom 16.08.2013 ( bkk-bv.de )

Linktipp
Alle BKK-Gesundheitsreporte (montlich/jährlich) finden Sie hier
http://www.bkk.de/arbeitgeber/bkk-gesundheitsreport/


Lesetipp der Online-Redaktion:
»Psychische Belastungen verringern« von Dr. Urs Ruf in »Arbeitsrecht im Betrieb« 10/2011, S. 593-596.



(c) bund-verlag.de (ck)

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