Betriebsratsarbeit

Warum Betriebsräte die Produktivität steigern

25. Januar 2018 Betriebsräte, Produktivität, Studie
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Mitbestimmung beeinflusst nachhaltig den Unternehmenserfolg. Das belegt eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle. Und legt noch einen drauf: Denn je länger es einen Betriebsrat gibt, umso produktiver geht es zu. 15 Jahre nach Gründung soll der wirtschaftliche Erfolg sogar um 25 Prozent gestiegen sein.

Lediglich in den allerersten Jahren nach der Gründung eines Betriebsrats geht die Produktivität leicht zurück. Das hängt nach Meinung der Forscher damit zusammen, dass Betriebsräte oft in eher schwierigen wirtschaftlichen Situationen eines Unternehmens gegründet werden.

25 Prozent Produktivitäts-Steigerung

Danach steigt die Produktivität aber stetig. Die Forscher vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) haben anhand von Daten des IAB-Betriebspanels zu westdeutschen Betrieben mit mindestens fünf Mitarbeitern aus den Jahren 1998 bis 2013 untersucht, wie sich deren Produktivität mit dem Alter der betrieblichen Interessenvertretung entwickelt.

Ihrer Analyse zufolge sinkt die Wertschöpfung pro Arbeitnehmer unmittelbar nach der Einführung eines Betriebsrats zunächst und steigt dann:

  • In den ersten zwei Jahren ergibt sich ein negativer Effekt von 5,4 Prozent, wenn Faktoren wie die Betriebsgröße, die Qualifikationsstruktur und die Tarifbindung herausgerechnet werden.
  • Nach fünf Jahren wird der Effekt positiv, danach ist ein »stetiger und substanzieller Zuwachs« nachweisbar.
  • 15 Jahre nach ihrer Gründung steigern Betriebsräte die Produktivität im Schnitt um ein Viertel.

Die Studie von Steffen Müller und Jens Stegmaier geht davon aus, dass ihre Ergebnisse tatsächlich einen kausalen Zusammenhang widerspiegeln. Bei anderen Studien bleibe oft unklar, ob Betriebsräte Firmen produktiver machen oder ob produktive Firmen eher einen Betriebsrat haben. Doch dass der über die Zeit zunehmende Effekt dieses Gremiums nichts mit seiner Arbeit zu tun hat, erscheine wenig plausibel.

Bei den untersuchten Firmen geht es in den Jahren vor der Einführung einer Arbeitnehmervertretung mit der Produktivität tendenziell bergab. Zum anderen verweisen die Wissenschaftler auf Lernprozesse:

Um wirksam Einfluss nehmen zu können, müssten Betriebsräte zunächst Erfahrungen sammeln und sich beim Management Respekt verschaffen, was bisweilen mit Konflikten verbunden sei.

Zum anderen brauche eine Änderung der Unternehmensstrategie – hin zu einem hochproduktiven Geschäftsmodell – eine gewisse Zeit.

Vertrauensvolle Zusammenarbeit führt langfristig zum Erfolg

Insofern seien Betriebsräte kein geeignetes Mittel, um kurzfristig die Produktivität anzukurbeln. Die Ergebnisse zeigten aber, wie wichtig vertrauensvolle Beziehungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg seien. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft werde durch die betriebliche Mitbestimmung gestärkt.

Quellen:

Meldung des DGB vom 11.10.2017

Böckler Impuls Ausgabe 18/2015

© bund-verlag.de (ls)

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