Urlaubsgeld

Häufiger und mehr Urlaubsgeld mit Tarifbindung

12. Juni 2018
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Quelle: © Sunny Images / Foto Dollar Club

In Deutschland beziehen 71 Prozent der tarifgebundenen Beschäftigten ein Urlaubsgeld, ohne Tarifvertrag bekommen nur 38 Prozent eine freiwillige Zahlung. Am häufigsten zahlen Arbeitgeber im verarbeitenden Gewerbe, in Energieversorgung, Handel und Verkehrsbranche – dies zeigt die neue Online-Befragung des WSI-Tarifarchivs der Hans-Böckler-Stiftung.

»Die Chancen auf Zahlung eines Urlaubsgeldes sind dabei sehr unterschiedlich verteilt«, sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Prof. Dr. Thorsten Schulten. »Der mit Abstand wichtigste Faktor ist die Frage, ob im Unternehmen ein Tarifvertrag gilt oder nicht.« Beschäftigte, die in einem tarifgebundenen Unternehmen arbeiten, sind klar im Vorteil: 71 Prozent von ihnen erhalten ein Urlaubsgeld. Bei den Beschäftigten ohne Tarifvertrag sind es hingegen lediglich 38 Prozent. »Die Chance auf ein Urlaubsgeld ist damit in tarifgebundenen Unternehmen fast doppelt so hoch«, so Schulten. »Außerdem machte es für die Beschäftigten einen Unterschied, ob sie einen tarifvertraglich gesicherten Anspruch haben, oder ob das Urlaubsgeld lediglich als freiwillige Leistung des Unternehmens gezahlt wird.«

Frauen immer noch im Nachteil

Die Zahlen zeigen immer noch erhebliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern, zwischen West und Ost und den Betriebsgrößen: Durchschnittlich erhalten:

  • Männer häufiger ein Urlaubsgeld (54 Prozent) als Frauen (41 Prozent).
  • Im Westen erhalten 52 Prozent der Beschäftigten Urlaubsgeld, im Osten 36 Prozent.
  • In Kleinbetrieben unter 100 Beschäftigten erhalten 38 Prozent ein Urlaubsgeld, in größeren Betrieben (über 500 Beschäftigte) mit 65 Prozent wesentlich mehr.

Unterschiede in den Branchen

Deutliche Unterschiede zeigen sich auch im Hinblick auf die verschiedenen Branchen, wobei oft ein Zusammenhang zum Grad der Tarifbindung besteht.  Die Spitzenreiter im Jahr 2017:

  • Verarbeitendes Gewerbe; 64 Prozent der Beschäftigten erhielten Urlaubsgeld
  • Energieversorgung, 55 Prozent
  • Handel und KfzReparatur, 54 Prozent
  • Verkehr und Lagerei, 51 Prozent
  • Baugewerbe, 48 Prozent

In vielen Teilen der Dienstleistungsbranche erhält dagegen nur eine Minderheit der Beschäftigten Urlaubsgeld.

Zwischen 155 und 2355 Euro in der mittleren Vergütungsgruppe

Die Höhe des tariflichen Urlaubsgeldes fällt je nach Branche sehr unterschiedlich aus: Zwischen 155 und 2.355 Euro bekommen Beschäftigte in der mittleren Vergütungsgruppe in diesem Jahr als tarifliches Urlaubsgeld (ohne Berücksichtigung von Zulagen/Zuschlägen, bezogen auf die Endstufe der Urlaubsdauer). Das zeigt die aktuelle Auswertung des WSI-Tarifarchivs für 22 Wirtschaftszweige (Stand: April 2017).

Holz- und Kunststoffverarbeitung in Führung, Bauhauptgewerbe holt auf

Am wenigsten Geld für die Urlaubskasse bekommen Beschäftigte in der Landwirtschaft, im Steinkohlenbergbau und im Hotel- und Gaststättengewerbe. Die höchsten Zahlungen erhalten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter anderem in der Holz- und Kunststoffverarbeitung, der Metallindustrie, der Papier verarbeitenden Industrie sowie in der Druckindustrie und im Versicherungsgewerbe.

Gegenüber dem Vorjahr hat sich das tarifliche Urlaubsgeld in 11 von 22 untersuchten Branchen erhöht. Besonders kräftig fiel die Erhöhung im Bauhauptgewerbe aus, wo das Urlausgeld für die gewerblichen Arbeitnehmer um mehr als 30 Prozent erhöht wurde.

Einheitliche Sonderzahlungen oder gar nichts

Im öffentlichen Dienst und in der Stahlindustrie gibt es kein gesondertes tarifliches Urlaubsgeld. Es wird mit dem Weihnachtsgeld zu einer einheitlichen Jahressonderzahlung zusammengefasst. Bei der Deutschen Bahn AG wird es in das Jahrestabellenentgelt eingerechnet. Im Bankgewerbe und in den Branchentarifverträgen der Energiewirtschaft gibt es kein tarifliches Urlaubsgeld.

In den übrigen Branchen reichen die Zuwächse von 1,0 bis 4,7 Prozent und folgten oft den allgemeinen Tariferhöhungen. Letzteres ist insbesondere in denjenigen Branchen der Fall, wo das Urlaubsgeld, wie z. B. in der Metallindustrie, als ein bestimmter Prozentsatz der Tarifentgelte festgelegt wird.

Mehr unter lohnspiegel.de

Die Online-Befragung läuft über die Internetseite https://www.lohnspiegel.de, die vom Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird. Für die Befragung wurden Angaben von mehr als 28.000 Beschäftigten aus dem Zeitraum von Januar 2017 bis Februar 2018 ausgewertet.

Weiterführende Informationen:

Pressemitteilung mit Abbildungen und Tabellen (pdf): https://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2018_06_11.pdf

© bund-verlag.de (ck)

Quelle: Hans-Böckler-Stiftung, Pressemitteilung vom 11.6.2018

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