Arbeits- und Gesundheitsschutz

Klimawandel – Gesundheitsrisiken für Beschäftigte

10. August 2021
Sommer Hitze Thermometer
Quelle: Pixabay.com/de | Bild von Gerd Altmann

Extremwetterereignisse und veränderte Arbeitsbedingungen: Hitze, UV-Belastung, Starkregen, Allergene und Infektionsgefahren sind neue oder verstärkt auftretende Gefährdungen. Das Geschehen kumuliert in einigen Berufsgruppen, es gefährdet die Gesundheit bei der Arbeit. In »Gute Arbeit« 8-9/2021 belegen die Ausführungen von Dr. Hans-Guido Mücke den politischen Handlungsdruck.

Die Lufttemperatur ist ein Schlüsselfaktor für die Gesundheit. Die natürliche Anpassungsfähigkeit von Menschen an Temperaturextreme ist begrenzt. Länger andauernde Hitzeperioden verursachen Gesundheitsrisiken wie zum Beispiel Erschöpfung, starke Dehydrierung, Hitzekollaps oder Hitzschlag, die bei einer Körpertemperatur über 40°C lebensbedrohlich sind. Dabei wird der Organismus so stark belastet, dass im schlimmsten Fall der Tod eintritt.

Während der mehrtägigen Hitzeextremereignisse der Sommer 2003 und 2010 in Europa gab es jeweils über 40.000 zusätzliche hitzebedingte Todesfälle. Der Sommer 2003 forderte allein in Deutschland etwa 7500 zusätzliche Hitzetote sowie zahlreiche Krankheitsfälle. Durch extreme Hitze ausgelöste Akuterkrankungen bzw. Verschlechterungen chronischer Krankheiten (z.B. der Nieren, des Herz-Kreislauf- und Atemsystems) gefährden Menschenleben, belasten das Gesundheitswesen und das Gemeinwohl.

Anpassungsstrategien an den Wandel

Die Bundesregierung hat 2008 die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) beschlossen. Ziel ist es, Schäden für Mensch und Umwelt zu vermeiden oder zu verringern. Die DAS will staatliche und nicht-staatliche Akteure für den Umgang mit den Folgen des Klimawandels stärken, es geht um Schutz- und um Anpassungsstrategien. Der Arbeitsschutz wird bisher kaum berücksichtigt.

Seit Jahren treten bundesweit Hitzeextreme häufiger auf als zuvor. So stieg die Zahl der Hitzetage, an denen die maximale Lufttemperatur 30°C übersteigt, von durchschnittlich etwa drei Tagen 1951 auf inzwischen ca. zehn Tage im Jahr. Neun der zehn heißesten Jahre in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen (1881) wurden in den letzten 20 Jahren gemessen. Es gab Tagesmaxima der Lufttemperatur von teils über 40°C und nächtlichen Minima über 20°C in Verbindung mit neuen Temperaturrekorden, wie zuletzt 2018 von 42,6°C. Modelle prognostizieren den ungebrochenen Trend dieser Entwicklung.

Klimaanpassung als politische Daueraufgabe

Mit dem Klimawandel verändern sich die Anforderungen an die Politik, die Wirtschaft und Gesellschaft. Notwendig sind Anpassungsmaßnahmen für unterschiedliche Akteure wie staatliche Einrichtungen, Institutionen und Unternehmen; Fahrpläne für kurz-, mittel- und langfristige Ziele sind abzustecken, deren Umsetzung ist zu forcieren.

Für das DAS-Handlungsfeld menschliche Gesundheit sind bisher lediglich Kommunikation und Bildung als Schwerpunkte gesetzt. Geplant ist eine verstärkte Bund-Länder-Zusammenarbeit und die Überprüfung der Fachgesetzgebungen - unter besonderer Berücksichtigung von Vorsorgeaspekten bei technischen Regeln und in der Normung.

Was heißt das für die Beschäftigten?

Die längst spürbaren und beschriebenen Effekte des Klimawandels für die Umwelt und die menschliche Gesundheit fordern unverzögertes Handeln, den der Klimaschutz greift erst extrem verzögert. Angesichts der beschriebenen Gesundheitsgefahren besteht akuter Handlungsbedarf für Erwerbstätige in ihrem Arbeitsalltag.

In vielen Bereichen erhöht sich künftig vor allem die körperliche Beanspruchung und Belastung am Arbeitsplatz. Dabei wirken die Gefährdungen über unterschiedliche Zeithorizonte, sie reichen von kurzfristigen (erheblichen) Belastungen wie thermischem Hitzestress bis hin zu Langzeitfolgen wie etwa durch gehäuftes Auftreten von Allergien oder irreversible Hautveränderungen, wie etwa (heller) Hautkrebs durch die natürliche UV-Strahlung.

Weitere Informationen

Den umfassenden Beitrag von Dr. Hans-Guido Mücke (Umweltbundesamt) in »Gute Arbeit« 8-9/2021 (S. 8-12) lesen. Außerdem in dieser Ausgabe das gesamte Titelthema »Klimawandel – Die Beschäftigten wirksam schützen« :

  • Birgit Kraemer: »Klimaschutz für Beschäftigte« (S. 13-16).
  • Theresa Gutknecht, Dr. Hanna Mertes, Dr. Julia Schoierer (Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, München): »Risiken in der Arbeitswelt« (S. 17-20).
  • Ingeborg Bieler, Thomas Hentschel (Peco Institut): »Arbeit unter freiem Himmel« (S. 21-24.
  • Interview mit Carsten Burckhardt (Bundesvorstandsmitglied IGBAU): »Per Tarifvertrag die Dachdecker geschützt« (S. 25-28).
  • Dr. Kersten Bux (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin): »Arbeitsschutzrecht und Klimawandel« (S. 29-32).

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