Weltfrauentag

Lücken endlich schließen

08. März 2018
betriebsrat-mitbestimmung-gruppe

Am 8. März stehen weltweit in jedem Jahr Frauen im Mittelpunkt. Doch auch der 107. Weltfrauentag kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass in vielen Bereichen der Arbeitswelt die Frau immer noch das »schwächere« Geschlecht ist. 

Obwohl es zwischen den Geschlechtern keine nachweisbaren Unterschiede in der Qualität der geleisteten Arbeit gibt, sind die Differenzen bei Lohn, Karrierechancen und dem Anteil der weiblichen Führungskräfte enorm.

Wie das Statistikamt der Europäischen Union, Eurostat, ermittelt hat, lag im Jahr 2016 das Verdienstgefälle zwischen Männern und Frauen bei 16 Prozent. Verdient ein Mann einen Euro pro Stunde, beträgt der Lohn für eine Frau 84 Cent. In Deutschland ist die Lohnlücke sogar noch größer: 21 Prozent hat das Statistische Bundesamt für 2016 ermittelt, die Werte für das vergangene Jahr dürften ähnlich ausfallen. 2015 und 2014 waren es 22 Prozent. 

Auch der Anteil der männergeführten Unternehmen mit einem Umsatz über 50 Millionen Euro ist detlich höher als der von frauengeführten, nämlich dreimal so hoch. Und das trotz gleicher unternehmerischer Voraussetzungen: Beide Geschlechter müssten auf die jeweiligen ökonomischen Rahmenbedingungen reagieren, erklärt Prof. Dr. Friederike Welter (Institut für Mittelstandsforschung IfM Bonn/Universität Siegen). »Insofern ist auch die Annahme unkorrekt, dass bei frauengeführten Unternehmen der Fokus mehr auf sozialen, ökologischen oder nachhaltigen Zielen liege«, so Welter. Mit einer Online-Befragung hat das IfM das strategische Verhalten von männer- und frauengeführten Unternehmen untersucht. Hier haben die Wissenschaftler nur einen Unterschied festgestellt: Unternehmerinnen und weibliche Führungskräfte wollen häufiger als ihre männlichen Kollegen Arbeitsplätze schaffen oder mindestens halten.

Geschlechterlücke besteht noch Jahrzehnte

Auch das Karriereportal LinkedIn hat sich zum Weltfrauentag mit dem Anteil der weiblichen Führungskräfte beschäftigt. Der Analyse zufolge werde es noch Jahrzehnte dauern, bis von einer fairen Verteilung gesprochen werden kann: Wächst der Frauenanteil im aktuellen Tempo weiter, erreicht die deutsche Wirtschaft erst 2058 ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in den Chefetagen, so das Ergebnis. Dennoch beobachten die Job-Experten eine positive Entwicklung in Deutschland. Zusammengerechnet sei der Frauenanteil in Führungspositionen in den vergangenen neun Jahren um rund 20 Prozent gestiegen und liege aktuell bei 22 Prozent. Diese Zuwachsrate sei zwar besser als in Frankreich und Großbritannien – dort sei die Gesamtzahl von Frauen in Chefetagen aber immer noch höher als bei uns. Die größten Zuwachsraten verzeichnen interessanterweise Branchen, die als echte Männerdomänen gelten: Logistik (+46 Prozent), Finanzbranche (+39 Prozent) und IT-Branche (+38 Prozent). LinkedIn hat auf Grundlage seiner hinterlegten Nutzerprofile auch ermittelt, welche Kernkompetenzen Frauen in Führungspositionen am häufigsten nennen: Projektmanagement, strategische Planung und Führungsstärke. 

Erwerbstätigkeit steigt

Ein positives Bild zeichnet die Betrachtung des Statistischen Bundesamtes zur Erwerbstätigkeit von Frauen in Deutschland. Demnach sind fast drei Viertel der Frauen in Deutschland zwischen 25 und 55 Jahren erwerbstätig. Im Osten Deutschlands finanzierten im Jahr 2016 rund 77 Prozent der Frauen ihren Lebensunterhalt vorrangig durch eigene Erwerbsarbeit, teilt die Statistikbehörde mit. Im Westen lag der Anteil bei 70 Prozent. Vor zehn Jahren bestritten insgesamt nur 64 Prozent der Frauen zwischen 25 und 55 ihren Lebensunterhalt selbst. Die Bundesagentur für Arbeit hat die Altersgruppe zwischen 15 und 65 Jahren betrachtet und einen Wert von 55 Prozent ermittelt. Mehr als die Hälfte der Frauen in Deutschland gehen demzufolge einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. In Ostdeutschland liegt die Beschäftigungsquote von Frauen der betrachteten Altersgruppe mit 59,5 Prozent sogar um 0,1 Prozent höher als die von Männern. 

Aber: Teilzeitjobs spielen bei Frauen eine viel größere Rolle als bei Männern. Denn während nur jeder zehnte erwerbstätige Mann einer Teilzeitbeschäftigung nachgeht, liegt die Quote bei den Frauen bei 47 Prozent. Knapp die Hälfte aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen arbeitet also in Teilzeit. Als häufige Gründe für Teilzeit nennt die BA Kinderbetreuung oder Pflege Angehöriger. »Aus Befragungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung wissen wir, dass jede zweite Frau ihre Arbeitszeit gern wieder ausdehnen würde«, sagt Valerie Holsboer, Vorstand der BA. »Wir brauchen diese Frauen am Arbeitsmarkt, um die Fachkräftebedarfe der Unternehmen zu decken. Voraussetzung dafür sind aber auch gute Betreuungsangebote für Kinder.«

© bund-verlag.de (mst)

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