Betriebsratswahl

Kandidaten mit digitalem Profil

16. Oktober 2017
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Quelle: sepy_Dollarphotoclub

Die Digitalisierung zieht Kreise. Auch bei den Betriebsratswahlen. Deshalb sollte die Suche nach digital bewanderten Kandidaten jetzt Fahrt aufnehmen. Wie Sie die »Spezies« ausfindig machen und gezielt ansprechen, sagt Ihnen Marcus Schwarzbach im Interview mit der »Computer und Arbeit« (CuA) 10/2017.

Wie kann das Betriebsratsgremium die Zeichen auf Digitalisierung stellen?

Voraussetzung ist eine Schwerpunktsetzung im Betriebsrat selbst. Die anstehende Betriebswahl sollte zum Anlass genommen werden, langfristig zu planen. Zunächst sollte die betriebliche Interessenvertretung in einer Sitzung offen diskutieren:

  • In welchen Abteilungen hat der Betriebsrat noch keine Kandidatinnen und Kandidaten geworben?
  • Beschränkt sich die Suche auf Kandidaten, die nur aus Betriebsratssicht für das Amt geeignet sind?
  • Hält die bisherige Selbstdarstellung des Betriebsrats interessierte Kollegen von einer Kandidatur ab?

Die Herausforderungen der Digitalisierung sollten bei der Kandidatensuche berücksichtigt werden:

  • Sind Kollegen aus der IT-Abteilung bereit für die Arbeit im Gremium?
  • Oder ist zu befürchten, dass diese Mitarbeiter sich nicht kritisch mit neuer Technik auseinandersetzen?

Dann wäre die Suche nach Kandidaten, die eher durch kritisches Hinterfragen auffallen, sinnvoller. Denn selbst wenn diesen derzeit noch das Fachwissen über technische Details und rechtliche Grundkenntnisse fehlen, ist die Grundhaltung das Entscheidende. Der Betriebsrat hat die Interessen der Beschäftigten wahrzunehmen, hat auch Gegenstrategien zu Planungen des Unternehmens zu entwickeln.

Wie können potenzielle Kandidaten angesprochen werden?

Mögliche Kandidaten sollten direkt angesprochen werden. Bedenken sind offen anzugehen und das Spannende an der Teamarbeit im Betriebsrat herauszustellen. Eine Software wie SAP regelt sich ja nicht von selbst zum Wohle der Beschäftigten. Und natürlich ist in diesem Zusammenhang auf die Qualifizierungsmöglichkeiten hinzuweisen. Auch die Sorge potenzieller Kandidaten, nach der Wahl als Ersatzmitglied außen vor zu sein, sollte thematisiert werden. In der Urlaubszeit kann es beispielsweise schnell zu einem Einsatz im Betriebsrat kommen.

Und wenn Bedenken gegen den einen oder anderen Kandidaten im Gremium bestehen?

Bei einer offenen Ansprache können sich durchaus Kandidaten melden, mit denen sich die Betriebsratsmitglieder keine gute Zusammenarbeit vorstellen können. Dieses Risiko kann ein Gremium eingehen, wenn tatsächlich die Zahl der Kandidaten zu gering erscheint. Denn einerseits entscheidet die Belegschaft am Tag der Wahl – und andererseits haben viele Betriebsratsmitglieder festgestellt, dass sich das Verhalten mancher Kritiker der Betriebsratsarbeit ändert, wenn diese selbst in der Verantwortung stehen.

Welche Eigenschaften sollten die Kandidaten mitbringen?

Eine wichtige Erfahrung ist für neue Betriebsratsmitglieder oft von Bedeutung: Auch dem Arbeitgeber gegenüber muss Konfliktbereitschaft gegeben sein. Das ist für viele eine neue Erfahrung, die auch die eigene Rolle als Gremiumsmitglied beeinflusst. Ist im Betriebsrat der Wille da, mit diesen neuen Mitgliedern zusammen zu arbeiten, kann die Integration vormaliger Betriebsratskritiker durchaus die Position der betrieblichen Interessenvertretung stärken.

Interviewpartner:

Marcus Schwarzbach ist Berater in Mitbestimmungsfragen, Kassel

Im Titelthema der CuA-Ausgabe 10/2017 dreht sich alles um die Betriebsratswahl 2018: Es werden verschiedene Softwarelösungen für Betriebsratsgremien und Wahlvorstände vorgestellt – darunter auch Apps – und ein Auge auf den Datenschutz bei der BR-Wahl geworfen.Noch kein Abonnent der »Computer und Arbeit« (CuA)? Jetzt zwei Ausgaben kostenfrei testen!

 

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