WSI-Gleichstellungsreport 2021

Frauen sind durch die Corona-Krise besonders belastet

01. März 2021 Gleichstellung
Stress
Quelle: pixabay

Die Corona-Krise bringt viele Arbeitnehmer*innen an ihre Grenzen: Homeoffice, Home-Schooling, Hausarbeit und möglicherweise noch die Pflege eines Familienangehörigen. Frauen tragen dabei die Hauptlast – so der WSI-Gleichstellungsreport 2021 nach einem Jahr Corona.

Wo stehen wir in Sachen Gleichberechtigung nach einem Jahr Corona-Krise? Haben sich Geschlechterungleichheiten verschärft? Mit dieser Frage hat sich der WSI-Gleichstellungsreport 2021 befasst.

Arbeitsverteilung zum Großteil unverändert

Wie Aline Zucco und Yvonne Lott in dem Report zeigen, scheint es zunächst nicht so als würden sich die Strukturen durch den Schock der Corona-Krise grundlegend verändern. 70 % der Paare haben ihre Arbeitsverteilung nicht verändert. Unter den Bedingungen der Krise bedeutet das aber, dass Frauen zumindest während der Schul- und Kitaschließungen mehr Sorgearbeit leisten müssen, was wiederum Konsequenzen für den Gender Time Gap hat, weil Frauen in der Krise häufiger als Männer ihre Arbeitszeit wegen der Kinderbetreuung verkürzt haben.

Der Gender Time Gap beschreibt die Differenz der durchschnittlichen wöchentlich geleisteten Arbeitsstunden zwischen Männern und Frauen.

Während Männer ein verbrieftes Recht darauf haben, aus der Kurzarbeit zu ihrem vorherigen Arbeitsvolumen zurückzukehren, besteht dies für Frauen, die ihre Arbeitszeit häufiger aufgrund von Kinderbetreuung verkürzt haben, möglicherweise nicht im selben Ausmaß.

Ungleichheitsstrukturen verschärfen sich in der Corona-Krise

In der Gesamtschau spricht vieles dafür, dass sich die bereits vor der Krise existierenden Ungleichheitsstrukturen in der Krise verschärfen und damit auch langfristig zu einer wachsenden Ungleichheit zwischen den Geschlechtern führen könnten, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird.

Der Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen scheint durch die Krise etwas kleiner zu werden. Das hat allerdings wenig mit Verbesserungen bei den Fraueneinkommen zu tun, sondern damit, dass in der ersten Welle der Pandemie mehr Männer als Frauen arbeitslos geworden sind und in Kurzarbeit arbeiten mussten. Dadurch sind Männer-Einkommen im Mittel stärker unter Druck geraten. Die Forscherinnen warnen: »Dieser Effekt könnte sich zudem mittlerweile umkehren, zumindest war die Arbeitsmarktentwicklung für Frauen im Januar 2021 schlechter als bei Männern. Außerdem erhalten verheiratete Frauen durch das Ehegattensplitting bei Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit häufig niedrigere Sozialleistungen, was ihre Einkommen schmälert.«

Das sagt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB)

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack meint dazu: »Frauen tragen die Hauptlast der Krise. Ob sie beruflich wie privat langfristig als Verliererinnen aus ihr hervorgehen, liegt in den Händen der Politik.« ... »Ein Zurück zum überkommenen Modell »Heimchen am Herd« kann niemand wollen«, betont Hannack. Ein großes Problem: Vor allem Frauen haben in der Corona-Krise ihre Arbeitszeit reduziert, um sich besser um die Kinder kümmern zu können.

Der DGB fordert u. a.:  »Die Politik kann und muss die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Sorge- und Erwerbsarbeit besser zwischen Männern und Frauen verteilt werden können. Dafür ist es wichtig, die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und Pflegebedürftige bedarfsgerecht auszubauen. Zudem braucht es mehr Arbeitszeitsouveränität für die Beschäftigten. Auch ein Recht auf Homeoffice und staatliche Zuschüsse für haushaltsnahe Dienstleistungen können dazu beitragen, Beruf und familiäre Verpflichtungen unter einen Hut zu kriegen.«

Mehr Informationen

Mehr zu den Forderungen des DGB und den kurz- und langfristigen Maßnahmen für mehr Gleichstellung lesen Sie hier.

Den vollständigen WSI-Report finden Sie hier.

© bund-verlag.de (ls)

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