Arbeitsschutz

Achtung: Aerosole in der Atemluft

29. Juli 2020 Corona, Aerosole
Corona_Virus
Quelle: pixabay

Im Zusammenhang mit der Prävention von Infektionsrisiken in der Pandemie treten zunehmend die Aerosole in den Fokus. Sie tragen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen mit zur Verbreitung des Corona-Virus SARS-CoV-2 bei. In der Zeitschrift »Gute Arbeit« 8-9/2020 greift Rüdiger Granz das Thema in der Rubrik »Stichwort« auf und erklärt die Bedeutung der Aerosole.

Nach bisherigem Wissensstand erfolgt die Übertragung der SARS-CoV-2-Viren hauptsächlich über die Atemwege; hierbei ist die Tröpfcheninfektion entscheidend, also die Verbreitung der Flüssigkeitspartikel durch Husten oder Niesen. Daneben spielt laut Robert Koch-Institut die Übertragung über Aerosole beim Atmen und Sprechen eine herausragende Rolle. Auch laut Christian Drosten, Leiter der Virologie der Berliner Charité, zeigen neue wissenschaftliche Erkenntnisse, dass neben der Tröpfcheninfektion die Aerosolinfektion häufig vorkommt.

So verbreiten sich Viren über Aerosole

Ein Aerosol ist ein Gemisch aus festen und/oder flüssigen Schwebeteilchen, die feinstverteilt in der Luft verbreitet sind. Aerosolpartikel oder -teilchen sind ständig in Bewegung und verändern sich laufend durch die klimatische Umgebung. Neben natürlichen Aerosolpartikeln in der Atmosphäre (z.B. Vulkanasche, Seesalz) gibt es Aerosole, die bei Verbrennungsprozessen entstehen. Natürliche Bio-Aerosole sind z.B. Pollen, Bakterien und Viren.

Bei Flüssigkeitspartikeln wird nach Partikelgröße unterschieden: zwischen Tröpfchen (größer als 5 µm) und kleineren Partikeln als Tröpfchen-Kerne oder infektiöse Aerosole (kleiner als 5 µm). Der Übergang ist fließend und verändert sich durch Faktoren wie das Klima. Je stärker der Luftausstoß ist, z.B. bei körperlich schwerer Arbeit, beim Schreien und Singen, desto intensiver sind die kleinen Viruspartikel als Aerosole in der Luft angereichert. Beim Husten und Niesen dagegen entstehen deutlich mehr Tröpfchen. Die Exposition mit Aerosolen und Tröpfchen durch eine infizierte Person ist sehr wahrscheinlich, wenn man sich im Umkreis von ein bis zwei Metern der Person aufhält.

Aerosole, die unsichtbare Wolke

Während größere Atemwegs-Tröpfchen relativ rasch zu Boden sinken, haben Aerosole die Eigenschaft, über einen längeren Zeitraum weiter in der Luft zu schweben und sich in geschlossenen Räumen als Wolke zu verteilen. Wie schnell dies passiert, ist von der Partikelgröße, der Temperatur, Luftfeuchte und Luftbewegung abhängig. Beim Aufenthalt in Innenräumen ist entscheidend: die Zeitdauer, die Anzahl der Personen und der Abstand oder die räumliche Enge (auch in Bezug auf Raumhöhen). Deshalb kann der Aufenthalt in kleinen, schlecht belüfteten Räumen die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung durch Aerosole erheblich begünstigen. Das gilt besonders bei intensiver Atmung, also z.B. beim Singen, beim Sport, bei körperlicher Anstrengung. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, müssen die Mindestabstände vergrößert und es muss ausreichend gelüftet werden.

Infektionen im Außenbereich sind eher selten, die Luftbewegung verdünnt die Aerosole. Auch im Freien gilt aber, den Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten, Körperkontakt vermeiden. Generell ist zu beachten: Je größer der Abstand und der Luftaustausch, desto geringer das Infektionsrisiko. Hilfreiche Anleitungen für betriebliche Interessenvertretungen bieten die IGM Handlungsanleitung »Corona-Prävention im Betrieb«, Veröffentlichungen der BAuA sowie das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS).

Weitere Informationen

Das ausführlichere Stichwort »Aerosole in der Atemluft« von Rüdiger Granz erscheint in »Gute Arbeit« 8-9/2020 (S. 51-52). Außerdem zur Corona-Krise in der Doppelnummer lesen:

  • Buchtipp zum Geschehen in der Fleischindustrie: »Das Schweinesystem« (S. 26).
  • »Arbeitsschutzkontrollen erhöhen, aber wie?« Informationen zur Personalausstattung der Arbeitsschutzaufsicht in den Bundesländern.
  • »Arbeitsorganisation: So geht Homeoffice« - Praxistipps von der Arbeitspsychologin Birgit Ganz, Berliner Landesamt für Arbeitsschutz.

Das Titelthema »Gute Arbeit« 8-9/2020: »Künstliche Intelligenz: Herausforderung für die Mitbestimmung«:

  • Oliver Suchy (DGB): »Gute Arbeit durch künstliche Intelligenz?« (S. 8-12).
  • Prof. Dr. Peter Wedde: »Moderne Zeiten und Beschäftigtendaten« (S. 13-17).
  • Dr. Nadine Müller (ver.di): »KI und Gute Arbeit by Design« (S. 18-21).
  • Mattias Ruchhöft (dtb Kassel): »App, KI, Video und was noch?« (S. 22-23).

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