Aktuell in "Der Personalrat"

Beschimpft, bedroht, geschlagen

12. Februar 2020
Silber2

Mit einem Konzept gegen Gewalt war der Personalrat des Hauptzollamts Singen erfolgreich. Der Personalrat des Hauptzollamts Singen setzte sich für die Beschäftigten ein. Er entwickelte ein Konzept gegen Gewalt am Arbeitsplatz. Das Gremium erhielt dafür den Deutschen Personalräte-Preis in Silber.

Du blöde Kuh«, »Beamtenarsch«, »Ich hau Dir aufs Maul« – Beleidigungen dieser Art und leider auch von noch wesentlich härterem Kaliber, die vor allem unter die Gürtellinie zielen, gehören für die deutschen Zöllner und Zöllnerinnen an der Schweizer Grenze zum Alltag. (...)
Immer wieder und vor allem mit steigender Tendenz kam es zu Vorfällen, bei denen die Mitarbeiter des Hauptzollamts Singen (HZA Singen) durch Kunden beleidigt und auch  körperlich bedroht wurden. Neben den heftigen Verbalinjurien wurden sie beispielsweise mit Spucken oder Schlagen gegen die gläserne Trennscheibe konfrontiert. Nicht einfach, hier die Nerven zu behalten. »Denn«, so Andreas Gallus, Personalratsvorsitzender im HZA Singen, »gegen Schläger sind wir ausgebildet, aber solche Exzesse im regulären Dienstbetrieb stellen die Kolleginnen und Kollegen vor ganz andere Herausforderungen.« (...)

Gefühl der Hilflosigkeit

Zwar gab es ein Stückwerk an Handreichungen, aber es fehlte an einem umfassenden Konzept und Strukturen, wie mit diesen Situationen umzugehen ist. (...)
Eine Initialzündung, gegen das Gefühl der Hilflosigkeit anzugehen, war dabei das DGB-Projekt »Wider die Normalisierung – Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst und privatisierten Dienstleistungssektor«. Das Gremium machte eine Bestandsaufnahme, bei der die Beschäftigten die Möglichkeit hatten, per Mail Vorfälle zu schildern. Gallus: Ziel
war es nicht, damit eine rechtssichere Beweislage zu schaffen, sondern unseren Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit zu geben, ihre Ängste und Sorgen überhaupt zu artikulieren. « In kurzer Zeit erhielt der Personalrat so eine umfangreiche Datensammlung und seine Wahrnehmung, dass etwas schiefläuft, wurde klar bestätigt. Gremium und Dienststellenleitung vereinbarten daher sehr früh, hier gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

Es folgte eine dreitägige Klausurtagung (...) Auf der Basis der Ergebnisse der Klausurtagung erstellte der Personalrat die Broschüre »Mach meine Kolleginnen und Kollegen nicht an«. Neben einer Bestandsaufnahme werden darin Ideen zur Selbsthilfe vorgestellt und ein klares Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit formuliert.(...)

»Schwätze statt schlagge«

Darüber hinaus wurde eine Arbeitsgruppe zum Thema »Gewalt gegenüber Beschäftigten « eingesetzt und es konnte die Finanzierung für eine zweitägige Inhouse-Schulung mit bis zu zwölf Beschäftigten vereinbart werden. Diese wird speziell auf die Anforderungen und Bedürfnisse beim Zoll zugeschnitten. Ziel ist es, aus diesem Kreis geeignete Personen zu finden, die nach der Schulung eine Ausbildung zum Deeskalationstrainer beginnen sollen, um Übergriffe zu verhindern und somit gesundheitlichen Schaden von den Kolleginnen und Kollegen abzuwenden...

► Zum vollständigen Beitrag "Beschimpft, bedroht, geschlagen" in der Zeitschrift "Der Personalrat" 2/2020, S. 28f.

► Onlinepräsentation der Preisträger

 

 

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