Akuter Stellenmangel im öffentlichen Dienst

23. November 2016
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Quelle: Daniel Ernst_Dollarphotoclub

Kitas, Schulen, Finanzverwaltung und Polizei – fast überall ist der öffentliche Dienst unterbesetzt. 110.000 zusätzliche Fachkräfte benötigt der Staat, der die Folgen einer massiven Schrumpfkur zwischen 2002 und 2008 bis heute nicht verkraftet hat. Das jedenfalls sagt eine neue Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung.


Die deutsche Haushaltspolitik habe über viele Jahre einen ausgesprochen restriktiven Kurs verfolgt, heißt es in der Untersuchung des Finanzexperten Dr. Dieter Vesper. Zusätzlich zu den 110.000 fehlenden Stellen, die der Wissenschaftler errechnet hat, müssten jährlich rund 115.000 Stellen aus Altersgründen neu besetzt werden. Um das Ausmaß der fehlenden Stellen zu beziffern, hat der Experte einschlägige Studien ausgewertet und eigene Berechnungen durchgeführt.

Die Folgen einer massiven Schrumpfkur zwischen 2002 und 2008 seien noch heute zu spüren. Für den Zeitraum zwischen 2002 und 2015 ergebe sich – trotz zwischenzeitlicher Stellen-Aufstockung – insgesamt ein Minus von 4,8 Prozent.

Dickes Minus auf Bundesebene

Auf Bundesebene sei der Personalabbau besonders drastisch ausgefallen: Dort gab es 2005 noch insgesamt 531.000 Stellen, 2015 nur noch 468.000 – ein Rückgang um 11,9 Prozent. Verantwortlich für diese Entwicklung waren nach Vespers Analyse in erster Linie die Verkleinerung der Bundeswehr und Änderungen bei der Bahn. Die Länder haben nach einem drastischen Abbau ab 2009 ihre Beschäftigtenzahlen wieder aufgestockt: Zwischen 2005 und 2015 um 2,6 Prozent, von 2.015.000 auf 2.067.000 Vollzeitkräfte.

Kluft zwischen Ost und West

Nach wie vor ist eine Diskrepanzen zwischen Ost und West und zwischen Flächenländern und Stadtstaaten zu erkennen. Berlin, Bremen und Hamburg kommen aus strukturellen Gründen auf mehr Stellen pro Einwohner als die Flächenländer. In den neuen Bundesländern gab es unmittelbar nach der Wiedervereinigung weit mehr Personal im öffentlichen Dienst. Dieser Überhang sei mittlerweile zu einem großen Teil, aber noch nicht komplett, abgebaut. Der gesamte öffentliche Dienst habe zwischen 2005 und 2015 unter dem Strich zwar wieder zugelegt, fasst Vesper seine Ergebnisse zusammen. Allerdings sei der Zuwachs der Beschäftigung deutlich hinter dem Anstieg in der Gesamtwirtschaft, der Entwicklung im privaten Dienstleistungsbereich und oftmals auch hinter den gewachsenen Anforderungen zurückgeblieben. Tatsächlich herrscht nach seiner Analyse in manchen staatlichen Bereichen erheblicher Personalmangel.

Die komplette Studie finden Sie hier:

Dieter Vesper: »Aktuelle Entwicklungstendenzen und zukünftiger Personalbedarf im Öffentlichen Dienst«, IMK Study Nr. 51, November 2016

© bund-verlag.de (mst)

   
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