Projekt: | Teilzeit in der Wechselschicht |
Bewerber/in: | Betriebsrat der INEOS Solvents Germany GmbH, Herne |
Beschäftigtenzahl: | 51 bis 200 |
Branche: | Chemie |
Gewerkschaften: | IG BCE |
Kurzpräsentation
Stichworte zum Projekt
Motiv
Teilzeit, Homeoffice und flexible Arbeitszeiten – in Büroberufen ist das spätestens seit der Coronapandemie gang und gäbe. Nicht so in Unternehmen in denen rund um die Uhr gearbeitet werden muss – wie im Vollkontinuierlichen Schichtbetrieb. Hier werden Beschäftigte in Früh, Spät- und Nachschichten eingesetzt. Im Schichtbetrieb ist es z.B. für Eltern nicht einfach, Familie und Beruf zu vereinbaren. Sie können dort oft nicht in Teilzeit arbeiten. Auch jüngere Beschäftigte, die sich noch weiterbilden wollen, sind ebenso – wie ältere Beschäftigte, deren Schwerpunkt zum Teil weniger auf dem Verdienst als auf zusätzlichen Auszeiten liegt – an starre Schichtpläne gebunden. Dies wirkt sich auf die Attraktivität dieser Arbeitsplätze und damit die Personalgewinnung aus. Vor diesem Hintergrund setzte sich der Betriebsrat mit der vorhandenen Schichtplanung im Unternehmen auseinander und entwickelte ein neues Modell.
Vorgehen
Ziel war es, Schichtarbeit flexibler und auch in Teilzeit zu gestalten und so für Unternehmen und Beschäftigte attraktive Lösungen zu finden. Dazu führte das Gremium Gespräche innerhalb der Belegschaft und fragte u.a. ab, wer mit welchen Schichten, wie z.B. Nachtschicht, Sonntag oder kurzem Wechsel, Probleme hat und eine Möglichkeit sucht, diese Tage nicht mehr arbeiten zu müssen. Es wurden Kollegen:innen gesucht, die sich vorstellen konnten, einzelne Tage oder Schichten innerhalb von 4 Wochen frei zu nehmen. Im ersten Versuch zeige sich schnell, dass fast eine gesamte Schichtgruppe sich die 20 Schichten innerhalb des 4 Wochen-Rhythmus aufteilen konnte und somit der Weg frei war, einen weiteren Azubi zu übernehmen. Ebenfalls konnten Tage in diesem Block dann noch attraktiver gestaltet werden.
Ergebnisse
Die Mitarbeiter entscheiden selbst über die Schichtplanung, dies gewährleistet, dass die individuellen Bedürfnisse möglichst optimal abgebildet werden können – ohne dass dies Auswirkungen auf die Produktion hat. Die Zufriedenheit unter den Mitarbeitenden ist durch die innovativen Teilzeitmöglichkeiten deutlich gestiegen. Von anfänglich einer Schichtgruppe im Jahr 2019 sind mittlerweile über 50 % der Mitarbeiter der Produktion Herne auf allen vier Schichtgruppen in Teilzeit. Vom jungen Kollegen bis zum "alten" Mitarbeiter. Jüngere nutzen die Möglichkeit, z.B. Tage frei zu nehmen für Meisterschule, Studium etc. Es werden Teilzeitverträge von einem Jahr befristet mit Rückkehrrecht zur Vollzeit bis zur unbefristeten Anstellung (mit Sabbatical) angeboten werden. Bereits sieben unbefristete Übernahmen bzw. Einstellungen wurden seit 2019 realisiert. Aus Sicht des Betriebsrats steigert das Unternehmen angesichts des Fachkräftemangels damit auch die Attraktivität der Arbeitsplätze.