Gute Arbeit

Wie gelingt gute agile Arbeit?

12. November 2021 Agile Arbeit
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Agile Methoden nehmen zu, auch außerhalb der Softwareentwicklung. Aber ist agile Arbeit auch »Gute Arbeit«? Was ist mit Stress und Leistungsdruck? Ein Projekt liefert Befragungsergebnisse und konkrete Handlungsempfehlungen.

Die Digitalisierung geht im Dienstleistungssektor mit einem Trend zu höheren psychischen Belastungen einher: Fast die Hälfte der im Jahr 2016 mit dem DGB-Index Gute Arbeit befragten Beschäftigten gibt an, dass die Arbeitsbelastung insgesamt mit der Digitalisierung größer geworden ist. Für 56% der Befragten ist auch die zu leistende Arbeitsmenge größer geworden. Um Hetze bei der Arbeit zu verringern, müssen die Beschäftigen an der Gestaltung ihrer Arbeit beteiligt werden. Diejenigen, die ihre Arbeit selbständig planen und einteilen und auf die Arbeitsmenge Einfluss nehmen können, geben zu einem geringeren Anteil an, sich häufig oder sogar sehr häufig in der Arbeit gehetzt zu fühlen (Roth 2017, S. 31).

Das wird teils durch agiles Arbeiten ermöglicht: Agile Praktiken sind in den 1990er Jahren in der Softwareentwicklung aufgekommen. Aus einem Treffen von Software-Experten 2001 ging das »Agile Manifest« mit vier zentralen Werten und zwölf Prinzipien hervor. Die agilen Prinzipien der Selbstorganisation und des nachhaltigen Tempos sind wichtige Ansatzpunkte, um das Problem der Arbeitsintensivierung anzugehen. Dabei meint »nachhaltiges Tempo«, dass Auftraggeber:innen, Entwickler:innen und Nutzer:innen ein gleichmäßiges Tempo auf unbegrenzte Zeit halten können. Regelmäßige Überstunden sind demnach tabu und weisen auf Probleme im Projekt hin, die es zu lösen gilt (Pichler 2008, S. 50).

Was hat agile Arbeit mit Guter Arbeit gemeinsam?

Das agile Prinzip der Selbstorganisation kommt dem Ansatz der Guten Arbeit entgegen. Es lautet: »Die besten Architekturen, Anforderungen und Entwürfe entstehen durch selbstorganisierte Teams.« Es geht darum, den Teams mehr Entscheidungs- und Handlungsfreiheit zu geben und sie stärker und direkter an der Planung und Gestaltung ihrer Arbeit zu beteiligen. Bei Guter Arbeit steht eine beteiligungsorientierte Arbeitsgestaltung im Zentrum. Das heißt: Die Erwerbstätigen – als Expert:innen ihrer Arbeit – werden nicht nur befragt, wie sie die Qualität ihrer Arbeitsbedingungen bewerten, sondern es gilt, diese auch gemeinsam mit ihnen zu verbessern. Das bereits erwähnte agile Manifest ist entstanden, indem Entwickler:innen und Expert:innen ihre Erfahrungen mit Softwareprojekten systematisierten: Priorität haben hiernach Menschen und ihre Interaktionen.

Parallelen in den Konzepten von Agilität und Guter Arbeit sind auch in der Thematisierung der Arbeitsbedingungen zu finden. Ein Prinzip der Agilität besagt: »Errichte Projekte rund um motivierte Individuen. Gib ihnen das Umfeld und die Unterstützung, die sie benötigen, und vertraue darauf, dass sie die Aufgabe erledigen.« Aus der Perspektive von Guter Arbeit interpretiert heißt das, dass die Arbeitsbedingungen den Ansprüchen der Beschäftigten gemäß gestaltet sein müssen. (...)

Die Ergebnisse sind u. a. in einem Gestaltungsmanual für gute agile Projektarbeit zusammengeführt worden (Wille, C.; Müller, N., Gute agile Arbeit. Gestaltungsempfehlungen aus dem Projekt diGAP. 2018, Ver.di, Berlin), das kostenlos heruntergeladen werden kann. Einfach »Agile Arbeit« in die Suche eingeben: www.innovation-gute-arbeit.verdi.de

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Den vollständigen Beitrag von Dr. Nadine Müller lesen Sie in »Computer und Arbeit« 10/2021.

Weitere Highlights:

  • Agile Arbeit | Welche Mitbestimmungsrechte gibt es?
  • Datenschutz | Was gilt für den Bewerbungsprozess?
  • IT-Mitbestimmung | Mustervereinbarung  »Mobile Arbeit«
  • Prozessrecht | So geht vorläufiger Rechtsschutz
  • DSGVO | Wann kann ein Datenschutzbeauftragter abberufen werden?

© bund-verlag.de (ct)

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