Zukunft der Arbeit

Jetzt auch Migration 4.0

15. Juni 2016
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Quelle: © Starpics / Foto Dollar Club

Zwei Themen bestimmen aktuell die öffentliche Diskussion: Die Digitalisierung der Arbeit und der Zuzug von Flüchtlingen. Zwei Dinge, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben. Warum beide aber eine wechselseitige Abhängigkeit entwickeln können, die für Migranten und Beschäftigte langfristig unheilvoll wirken, erklärt Sandra Siebenhüter in der »Computer und Arbeit« (CuA) 6/2016.


Die Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisenländern lassen die ausländische Bevölkerung in Deutschland ansteigen. Ein Großteil wird dem deutschen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Die Migranten zeichnen sich nach Angabe des Instituts für Arbeits-und Berufsforschung IAB durch ihr überdurchschnittlich junges Alter und ihre geringe berufliche Qualifikation aus. Ihre Einsatzgebiete werden daher eher im Bereich von Hilfs- und Unterstützungstätigkeiten gesehen. Dort sind zwei Entwicklungen möglich, die aus heutiger Sicht noch offen sind.

Zum einen kann sich dadurch die Automatisierung von einfachen und oft belastenden Tätigkeiten verzögern. Zum anderen ist es aber auch durchaus möglich, dass sich der Einsatz von digitalen Assistenzsystemen wie Datenbrillen beschleunigt, die dazu dienen, Arbeiten qualifikations- und sprachunabhängig zu erledigen. Beides sind Themen, die die betriebliche Interessenvertretung aufhorchen lassen sollten.

Interessenvertretung unter Druck

Inwieweit die Zunahme von (zunächst) geringqualifizierten Migranten die digitale Transformation eher bremst oder beschleunigt, bleibt abzuwarten und wird letztlich einer kapitalistischen Logik folgen. Solange menschliche Arbeitskraft bei Einfachtätigkeiten auf lange Sicht noch billiger bleibt, als hohe Investitionen in eine digitalisierte Arbeits- und vollautomatisierte Prozessumgebung, wird sie die Digitalisierungsprozesse in diesem Bereich eher hemmen.

Zeigt sich jedoch, dass Unterstützungssysteme den Zugriff auf Arbeitskräfte mit weniger geschützten Arbeitsverhältnissen - kein Betriebsrat, keine Tarifbindung - ermöglichen und zudem Flüchtlinge sich der entmündigenden Dominanz von Assistenzsystemen schneller unterordnen als einheimische Arbeitskräfte, ist eine Beschleunigung der Digitalisierung in diesem Arbeitsbereich zu erwarten.

Mehr lesen bei: Sandra Siebenhüter, Migration 4.0, in: CuA 6/2016, 18 ff.

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© bund-verlag.de (ol)
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