Betriebsratsarbeit

Wer schreibt der bleibt

12. Juli 2017
Unterschrift Vertrag Vereinbarung Betriebsvereinbarung Arbeitsvertrag Dollarphotoclub_87438799
Quelle: Rido_Dollarphotoclub

Betriebsräte schreiben auch Briefe und Mails an den Arbeitgeber. Inhalt, Struktur und Sprache sollten dann überzeugen. Unsere Fachautorin Marion Müller erklärt in ihrem Beitrag »Schwarz auf weiß« in Arbeitsrecht im Betrieb (AiB) 7-8/2017 , wie die Zutaten für einen professionellen und guten Geschäftsbrief lauten.


Beginnen wir mit der Optik: In Deutschland ist so ziemlich alles genormt. Für den Aufbau von Geschäftsbriefen gilt die DIN 5008. Ziel ist es laut Duden „Briefe und E-Mails zweckmäßig und übersichtlich zu gestalten und so eine schnelle Erfassung und Verarbeitung der Informationen zu gewährleisten." Die DIN 5008 wird von Zeit zu Zeit modernisiert. So verzichtet man inzwischen auf die vor Jahren noch übliche Leerzeile zwischen Straße und Ort. Für das Anschriftenfeld stehen insgesamt neun Zeilen zur Verfügung. Die ersten drei werden genutzt für Zusätze wie zum Beispiel "Einschreiben" oder "Vorab per Telefax".

 
Tipp: Trotz Rechtschreib- und Grammatikhilfen im PC sollte ein Duden zur Grundausstattung des Betriebsrats gehören. Der Duden enthält auch Informationen und Beispiele zur Gestaltung von Geschäftsbriefen nach DIN 5008.

Gliederung schafft Übersicht

Eine klare Struktur erleichtert dem Verfasser das Formulieren und dem Empfänger das Lesen und Verstehen der Botschaft. Der Betriebsrat kann eine einfache Standardgliederung nutzen.
Standardgliederung für einen Brief an den Arbeitgeber:

1. Kurzbeschreibung des Briefzwecks

- Mitteilung über einen Beschluss

- Beschwerde ist eingegangen

2. Begründung

- Worum geht es genau?

- Was will/fordert der Betriebsrat konkret?

3. Handlungsaufforderung an den Arbeitgeber

- Stellungnahme

- Prüfung

- Handlung 4. Fristen und Terminvorschläge nicht vergessen!

 

Bitte übersetzen

Vor einiger Zeit war in einer Fachzeitschrift folgender Satz zu lesen: „Ein vergeblicher Faxversuch um 10 Minuten vor 24 Uhr ist jedenfalls dann nicht unentschuldbar, wenn es zuvor schon zu zeitlichen Unregelmäßigkeiten bei der Faxversendung mittels Voice over IP (VoIP) kam." Gratuliere, wenn Sie den Satz sofort verstanden haben.

Schon eine einfache Verneinung stellt unser Gehirn vor eine Herausforderung. Was soll es da erst mit der Formulierung nicht unentschuldbar anstellen?

Sogenannte Un-Wörter tummeln sich zahlreich in unserer Sprache. Un-Wörter benennen etwas und verneinen es gleichzeitig wie unentschuldbar, unpünktlich. Die Frage ist, ob sich das Un-Wort nicht auch anders ausdrücken lässt.
Auswahl an Un-Wörtern mit Übersetzung:

unrichtig - falsch

unrechtmäßig - rechtswidrig unzulässig – verboten

Ich kam, sah und siegte

Lebendig und verständlich wird ein Text durch Verben. Das bekannte Cäsar-Zitat „Ich kam, sah und siegte" lässt sich bürokratisch mit wenigen Verben und vielen Substantiven so ausdrücken: „Nach Erreichung und Besichtigung der hiesigen Örtlichkeiten war mir die Erringung des Sieges möglich." Mal ehrlich: Welche Variante gefällt Ihnen besser? Wer sich selbst klar darüber ist, was er sagen will, der kann auch Kompliziertes einfach ausdrücken. Wer umständlich formuliert, hat oft den Inhalt selbst nicht verstanden oder will sich nicht festlegen. Ziel des Betriebsrats sollte sein, leserfreundlich zu formulieren. Das gelingt am ehesten mit Verben, also mit Tätigkeitswörtern.
Beispiel:

Statt: Wir bitten um Mitteilung…

Besser: Bitte teilen Sie uns mit…  

In der Kürze liegt die Würze?

Mark Twain hat es einmal so ausgedrückt: „Wenn der deutsche Schriftsteller in einen Satz taucht, dann hat man ihn die längste Zeit gesehen, bis er auf der anderen Seite seines Ozeans wieder auftaucht mit seinem Verbum im Mund." Das soll heißen: Die deutsche Sprache kann zur Geduldsprobe werden, wenn wir die Satzaussage erst am Ende eines langen Satzes verraten. Vermeidbar ist dies, wenn Satzgegenstand und Satzaussage dicht beieinander stehen.
Beispiel:

Statt: Der Betriebsrat, der sich unter den Vorzeichen einer drohenden Verlagerung der Produktion nach Niemandsland und nach wie vor hohen Belastungen für die Beschäftigten in allen Bereichen, mit dem Rücken an der Wand sieht, traf sich gestern mit dem Gewerkschaftsbeauftragten.

Besser: Der Betriebsrat (Satzgegenstand) traf sich gestern mit dem Gewerkschaftsbeauftragten (Satzaussage). Es ging dabei um …
Die Länge der Sätze entscheidet mit darüber, ob ein Text verständlich und leserfreundlich ist. Vor allem mehrfach verschachtelte Sätze machen dem Leser zu schaffen. Die wichtigste Aussage gehört in den Hauptsatz. Mehr Informationen zum professionellen Briefstil und eine Antwort darauf, warum der Ton oft die Musik macht, finden Sie in dem Beitrag »Schwarz auf weiß« von Marion Müller, AiB 7-8/2017, S. 47-50.

Buchtipp:

Eberhard/Engelbert/Haedge: Musterschreiben für den Betriebsrat, Bund-Verlag, 15. Auflage 2015 © bund-verlag.de (ems)
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