Psychische Belastungen

Gefährdungsbeurteilung mit dem DGB-Index Gute Arbeit

12. September 2022 Arbeitsmedizinische Vorsorge
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Quelle: www.pixabay.com/de

Schneller, komplexer, innovativer: Gefährdungen für die psychische Gesundheit sind gerade in der digitalen Arbeitswelt verbreitet. Mit dem DGB-Index Gute Arbeit können psychische Gefährdungen im Betrieb ermittelt werden. Eine Vielzahl von Unternehmen und Verwaltungen hat damit positive Erfahrungen gesammelt. In »Gute Arbeit« 8/2022 erklären Alexandra Wagner und Rolf Schmucker, wie es geht.

Gut gestaltete Arbeit macht nicht krank, sondern fördert die Gesundheit. Jedoch gehen von hohen psychischen Belastungen (und Beanspruchungen) bei der Arbeit in der Regel große gesundheitliche Risiken einher. Die Folgen können von Erschöpfungszuständen bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen reichen.

Prävention mit Gefährdungsbeurteilung

Um das zu verhindern, hat der Gesetzgeber im Arbeitsschutzgesetz (vgl. die §§ 3, 5, 6 ArbSchG) mit der Gefährdungsbeurteilung ein rechtlich verbindliches Präventionsverfahren als Arbeitgeberpflicht festgeschrieben: Gefährdungen am Arbeitsplatz müssen ermittelt und durch geeignete Maßnahmen gemindert oder abgebaut werden; das gilt auch für die psychischen Belastungen bei der Arbeit.

Betriebsräte (BR) haben dabei ein Initiativrecht, sie können die Gefährdungsbeurteilung beim Arbeitgeber einfordern. Mitbestimmung besteht auch in Bezug auf das konkrete Vorgehen und die Auswahl der Methoden oder Instrumente.

Belastungsmessung mit dem DGB-Index Gute Arbeit

Der DGB-Index Gute Arbeit wird im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung häufig zur Messung der psychischen Belastungen eingesetzt. Mit einer Befragung der Mitarbeiter:innen lässt sich für unterschiedlichen Tätigkeitsfelder in einem Betrieb (einer Verwaltung) eine Art Profil der psychischen Anforderungen erstellen (Screening).

Mit den Ergebnissen können die Gefährdungen beurteilt und daraus geeignete Arbeitsschutzmaßnahmen abgeleitet werden, um Fehlbeanspruchungen zu vermeiden, die wiederum zu arbeitsbedingten Erkrankungen führen können. Von großer Bedeutung sind dabei fünf Schlüsselfaktoren, die auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse von der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) festgestellt wurden:

  • die Arbeitsintensität
  • die Arbeitszeit
  • die Handlungsspielräume bei der Arbeit
  • die sozialen Beziehungen
  • sowie die Arbeitsumgebung.

Diese Kernbereiche werden vom standardisierten Fragebogen des DGB-Index Gute Arbeit analysiert. Zudem fragt der DGB-Index weitere Arbeitsmerkmale ab, die für psychische Gefährdungen bei der Arbeit relevant sind. Dazu gehören Anforderung aus der konkreten Arbeitsaufgabe, auch respektlose Behandlung oder Konflikte bei der Arbeit mit Menschen (Interaktionsarbeit). Auch betriebsspezifische Merkmale werden einbezogen: etwa Belastung durch fehlende Arbeitsmittel, durch Arbeit mit Gefahrstoffen oder durch häufige Dienstreisen.

Vorteile: DGB-Index Gute Arbeit in der Praxis

In den letzten Jahren hat eine wachsende Zahl von Unternehmen und Verwaltungen den DGB-Index Gute Arbeit als Screening-Instrument für die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen eingesetzt und die Umsetzung durch Berater:innen aus dem Netzwerk des Instituts DGB-Index Gute Arbeit begleiten lassen. Häufig war dies von den betrieblichen Interessenvertretungen initiiert und von der Arbeitgeberseite akzeptiert worden.

  • Das Erhebungsinstrument ist breit anerkannt und wissenschaftlich evaluiert
  • es basiert auf arbeitswissenschaftlich anerkannten Modellen (Belastungs-/Beanspruchungsmodell etc.)
  • durch den breiten Einsatz stehen Vergleichsdaten zur Verfügung (z. B. Vergleich betrieblicher Durchschnittsergebnisse mit der Situation in der Branche etc.)
  • das Institut vermittelt für den Praxiseinsatz und die Begleitung qualifizierte und erfahrene Berater:innen.

Weitere Informationen

Den umfassenden Beitrag von Dr. Rolf Schmucker und Dr. Alexandra Wagner lesen: »Gefährdungsbeurteilung mit dem DGB-Index Gute Arbeit«, Ausgabe »Gute Arbeit« 8/2022 (S. 31-34). Außerdem in der Ausgabe das Titelthema: »Neue DGUV Empfehlungen – Arbeitsmedizin und Prävention«:

  • M. Engelhardt-Schagen: »Paradigmenwechsel: Neue arbeitsmedizinische Perspektive« (S. 8-12).
  • J. Hedtmann, M. Nethen-Samimy, F. Struwe: »Die neuen DGUV Empfehlungen« (S. 13-14).
  • Petra Müller-Knöss (IG Metall): »Update für die Arbeitsmedizin« (S. 15-18).
  • U. Faber: »Untersuchen – nur mit guten Gründen« (S. 19-21).

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