Bewerbung Deutscher Betriebsräte-Preis 2017

Stichworte zum Projekt

Die chronische Unterbesetzung des Pflegedienstes in der Helios Ostseeklinik Damp und der stete Zuwachs an organisatorischen und dokumentarischen Aufgaben belasteten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Fachklinik in gesundheitsgefährdender Weise. Deshalb strengte der Betriebsrat eine Mindestbesetzung in einzelnen Schichten an, die nun durch eine Betriebsvereinbarung − geschlossen vor der Einigungsstelle − detailliert geregelt ist.

Motiv

Seit der Übernahme durch den Helios Konzern 2012, einem der größten europäischen Anbieter von stationärer und ambulanter Patientenversorgung, gab es keine Neueinstellungen mehr im Pflegedienst der Klinik. Ebenso wenig wurden ausscheidende Mitarbeiter ersetzt. Diese belastende Personalsituation spitzte sich durch einen branchentypisch immer schnelleren Patientendurchlauf und ein Mehr an Zusatzaufgaben wie beispielsweise Dokumentationen stetig zu. Der hohe Krankenstand beim Pflegedienstteam alarmierte den Betriebsrat. Eine Gefährdungsbeurteilung gemäß Arbeitsschutzgesetz sollte Klarheit bringen über die Arbeitsbelastungen bzw. über notwendige Mindestbesetzungen pro Schicht.

Vorgehen

Die Gefährdungsbeurteilung wurde individuell für jede Station und Schicht unter Berücksichtigung zusätzlicher Aufgaben durchgeführt. Vorhandene Pflegeminuten des eingesetzten Personals wurden in Relation zur Belegung auf der Station gesetzt und den für jeden Patienten notwendigen Pflegebedarf. Darüber wurde sichtbar bei welchem Personalschlüssel jeweils die Grenzen zur Gesundheitsgefährdung überschritten werden. Ausgehend von den Ergebnissen der Gefährdungsanalyse widersprach der Betriebsrat allen Dienstplänen, die nicht die geforderte Mindestbesetzung vorsahen. Die zügige Anrufung der Einigungsstelle brachte dann mit der abgeschlossenen Betriebsvereinbarung die gewünschte Grundlage für eine verbesserte Personalsituation im allgemeinen Pflegedienst.

Ergebnisse

Die Betriebsvereinbarung reduziert den Stress und die Belastung des Pflegeteams und sichert eine angemessene Patientenversorgung. Die Dienstpläne müssen nun für alle Stationen gewährleisten, dass

• die Gesundheitsgefährdung der Mitarbeiter ein mittleres Risiko nicht übersteigt,
• Belegungserhöhungen nur dann erlaubt sind, wenn die Anzahl der Pflegekräfte ausreichend ist,
• Schwankungen in der Belegung ausreichend berücksichtigt werden.

Eine Wirksamkeitskontrolle mittels Fragebogen wird zu Jahresbeginn 2018 erfolgen. Dann wird sich zeigen, ob die Maßnahmen greifen und ausreichend sind. Schon jetzt aber signalisiert die erreichte Betriebsvereinbarung, dass die wünschenswerte Rehabilitation der Patienten nicht auf Kosten des Pflegepersonals erkauft werden darf. Hier hat der engagierte Betriebsrat die Grenzen klar definiert.