Bewerbung Deutscher Betriebsräte-Preis 2017

Projekt: Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Mitarbeiter durch Minimierung der Palettenhöhen
Bewerber/in: Logistikbetriebsrat Netto Marken Discount AG & Co.KG
Beschäftigtenzahl: 362 im Betriebsbereich
Branche: Logistik im Einzelhandel
Gewerkschaften: ver.di

 

Stichworte zum Projekt

Im Hammer Zentrallager des Einzelhandelssortimenters Netto erfolgt die Kommissionierung der Waren für 205 Filialen. Im Sinne des Arbeitsschutzes brachte der Betriebsrat der Geschäftsleitung das Problem überhöhter Paletten nahe. Resultat: Netto fordert nun von seinen Lieferanten eine Lösung, die die Gesundheit der Logistik-Mitarbeiter schützt.

Motiv

Jeden Tag wird die Hammer Logistikzentrale mit frischem Obst und Gemüse beliefert. Um LKW-Platz zu sparen, sind die Waren meist auf überhohen Paletten gepackt. Jeder manuelle Hebe- und Umsetzungsvorgang muss deshalb von den Mitarbeitern über Kopf ausgeführt werden. Die Folgen: Nacken-, Schulter- und Oberkörperschmerzen, ein hoher Krankenstand und viel Frustration. Da aktuell ein Mitarbeiter seine Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit (Sifa) absolvierte, nahm er sich dieses Problems im Rahmen einer Praktikumsarbeit an.

Vorgehen

Die betriebliche Fachkraft für Arbeitssicherheit und der Sifa-Auszubildende führten eine systematische Gefährdungsermittlung durch. In Gesprächen und Beobachtungen der typischen Arbeitsabläufe konkretisierte sich das Problem. Per Leitmerkmalmethode wurde ermittelt, wieviel Hebevorgänge, mit welchen Lasten und unter welchen Bedingungen die Mitarbeiter pro Schicht ausführen. Ergänzt wurde diese Erhebung durch eine Risikomatrix. Sie zeigte: Ändert sich das Arbeitssystem bei der Kommissionierung nicht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Mitarbeiter bleibende Schäden zurückbehalten. Die gesundheitsgefährdende Wirkung der Über-Kopf-Arbeit wurde vom Betriebsarzt bestätigt. Mit diesen validen Ergebnissen und einem Vorschlag zur Begrenzung der Palettenhöhe wandte sich der Betriebsrat zunächst an den Gesamtbetriebsrat und dann an die Unternehmensleitung.

Ergebnisse

Nicht immer ist höher auch besser. Das musste die Unternehmensleitung im Eigenversuch feststellen. Um die Dringlichkeit des Handelns zu unterstreichen, hatte nämlich der Betriebsrat zum Abstapel-Test einer Palette von 2,5 m Höhe gebeten. Der „gewichtige“ Dankanstoß gelang. Die Unternehmensleitung setzt sich nun dafür ein, dass alle Netto Marken-Zentrallager nur noch mit Paletten, die entweder niedriger beladen oder mit Zwischenpaletten ausgestattet sind – beliefert werden. Den Kollegen und Kolleginnen in der Kommissionierung wird dies eine spürbare Arbeitserleichterung bringen. Der gründliche und ideenreiche Einsatz des Betriebsrats hat ihnen aber schon jetzt das Gefühl gegeben, dass ihre Gesundheit wertvoll ist und im Unternehmen nicht vergessen wird.