Gesundheitsschutz

Runter mit den psychischen Belastungen

30. Oktober 2018 Gesundheitsschutz
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Quelle: nikolayshubin_Dollarphotoclub

Die Ergebnisse einer Gefährdungsbeurteilung rufen dazu auf, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Ein Gesamtpersonalrat hat die dazu nötigen Daten per Mitarbeiterbefragungen ermitteln lassen. In »Gute Arbeit« 10/2018 wird dieses Beispiel ausführlich vorgestellt. Die Gesundheitsinitiative mit Vorbildcharakter ist keine Eintagsfliege, sie hat einen Prozess in Gang gesetzt.

Gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten, vor allem der Abbau der psychischen Belastungen: Darum ging es dem Gesamtpersonalrat des Landesbetriebs für Liegenschaften und Baubetreuung (LBB) in Rheinland-Pfalz. Er startete 2010 seine Personalratsinitiative zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen – aus gutem Grund: Rund 1.350 Beschäftigte in acht LBB-Niederlassungen und in der Mainzer Zentrale hatten den Wandel in der Verwaltungsarbeit und einen Zuwachs der Stressbelastungen hautnah erlebt: Mehr Verantwortung im Projektmanagement, digitale Arbeitsmittel und -methoden, komplexe Aufgaben und neue Rechtsgrundlagen, kooperative Verhandlungs- und Kommunikationsprozesse, das abgestimmte Steuern paralleler Bau- und Verwaltungsprozesse in engen Zeitfenstern usf.

Befragung mit dem DGB-Index Gute Arbeit

Da der Arbeitgeber keine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen durchgeführt hatte, startete der Gesamtpersonalrat 2010 seine Initiative für die erste Mitarbeiterbefragung auf Basis des DGB-Index Gute Arbeit. Knapp die Hälfte der Belegschaft nahm daran teil. Bis 2012 wurden anhand der Ergebnisse erste Verbesserungen umgesetzt und eine „Dienstvereinbarung Gesundheit“ mit dem Arbeitgeber abgeschlossen. Hauptziele der Vereinbarung und der Maßnahmen waren unter anderem.:

  • Verbesserung der Führungskultur (Konfliktmanagement, Coaching)
  • Verbesserung der Auswahlverfahren bei Stellenbesetzungen (Transparenz)
  • Verringerung Softwarestress und der E-Mail-Flut
  • Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Basis: Die Dienstvereinbarung „Gute Arbeit“

Die Dienstvereinbarung regelt einen Prozess zur steten Verbesserung der Arbeitsbedingungen mit paritätisch besetzter Lenkungsgruppe, Beteiligung der Beschäftigten (Workshops), Schulungen für Führungskräfte und regelmäßigen Befragungen.

Im Jahr 2016 folge zweite Mitarbeiterbefragung, an der sich bereits 75% der Beschäftigten beteiligten. Der Erfolg zeigt, dass die Initiative des Gesamtpersonalrats (GPR) auf Zustimmung stößt und dass die Verbesserungen an den Arbeitsplätzen spürbar sind. Der Arbeitgeber zieht mit dem GPR an einem Strang, denn er profitiert von motivierten Beschäftigten sowie einem positiven Image der Verwaltung. Die nächste Mitarbeiterbefragung und eine neue Dienstvereinbarung sind zurzeit in der Planung. Die Erfolgsfaktoren der Initiative:

  1. Kontinuität und Zeit bei alle Prozessen für den Gesundheitsschutz
  2. Beteiligung der Beschäftigten auf mehreren Ebenen
  3. Kommunikation und Transparenz im Verfahren
  4. eine Dienstvereinbarung als „stabile“ Handlungsgrundlage und Verpflichtung
  5. externe Moderation und Beratung, Prioritäten setzen und nicht verzetteln
  6. nicht nur Daten sammeln, sondern konsequent Maßnahmen zugunsten der Belegschaft umsetzen.

Fazit des Gesamtpersonalrats (GPR): Die umsetzungsorientierte Initiative ist ein großer Erfolg. Der GPR nimmt Einfluss, handelt tatkräftig, geht konstruktiv und pragmatisch vor. Der Einsatz für die Gesundheit der Beschäftigten ist für den GPR eine Kernaufgabe.

Weitere Informationen

Das Titelthema »Erfolgreiche Initiativen: Stressabbau in der Praxis« ausführlich lesen in »Gute Arbeit« 10/2018 (S. 8-21). Darin auch das Beispiel guter Praxis des LBB-Gesamtpersonalrats, ein Beitrag von Dr. Mary Lindner und Norbert Bauer: »Gute Arbeit: Wir bleiben dran« (S. 8-13).

Für die Online-Ausgabe registrierte Abonnent/innen von »Gute Arbeit« greifen im Archiv kostenfrei auf alle Beiträge der Zeitschrift zu (ab Ausgabe 1/2012).

(BE) 27.9.2018

 

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