Bewerbung Deutscher Personalräte-Preis 2019

Projekt:

Dienstvereinbarung „Umgang mit psychisch auffälligen oder erkrankten Beschäftigten“

Bewerber/in:

Gesamtpersonalrat des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe 

Beschäftigtenzahl:

über 1000

Projektzeit:

1/2017 bis 5/2019

 

Kurzbeschreibung

Personalrat ergänzt Dienstvereinbarung um den Umgang mit psychisch auffälligen oder erkrankten Beschäftigten

Motiv

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ist ein Kommunalverband mit ca. 17.600 Mitarbeitern. Seit vielen Jahren gibt es eine Dienstvereinbarung zur Sucht, bei einer Überarbeitung stellte sich heraus, dass diese Dienstvereinbarung die aktuelle Situation nicht mehr abbildet: Kollegen beraten vermehrt zu psychischen Belastungen und Erkrankungen (ca. 90%) und sehr viel weniger zu Sucht (ca. 10%). Des Weiteren zeigte sich, dass der Arbeitgeber LWL in einigen Einzelfällen zu schnell mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen drohte, wenn Beschäftigte ihren arbeitsvertraglichen Verpflichtungen nur eingeschränkt nachkamen, auch wenn es Indizien für eine psychische Erkrankung gab. Dieses Problem der psychischen Erkrankungen zeigte sich auch durch mehrere Suizide von Mitarbeitern im LWL. Der Gesamtpersonalrat (GPR) strebte an, in einer Dienstvereinbarung diesen psychischen Erkrankungen zu begegnen und Gesundheitsprävention zu fördern.

Vorgehen

Der GPR wollte zuerst die bestehende Dienstvereinbarung „Sucht“ überarbeiten, doch die Dienststelle weigerte sich: sie wollte unterschiedliche Ausgangslagen bei Sucht und psychischen Erkrankungen nicht miteinander verbinden. Der GPR drängte daher in den Verhandlungen zur Dienstvereinbarung, sich auch mit psychischen Erkrankungen zu beschäftigen. Es wurde eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern der Bereiche Sozialberatung, Personalentwicklung, Schwerbehindertenvertretung, Personalvertretung und betriebsärztlicher Dienst gebildet. Eine externe Arbeitsmedizinerin wurde als Expertin für psychische Erkrankungen hinzugezogen. Die Gruppe recherchierte weiter und stellte fest, dass es eine Dienstvereinbarung zu diesem Thema bisher nicht gab. Gegenüber dem Arbeitgeber war es dem GPR besonders wichtig zu betonen, dass dieser nicht nur aus Gründen der Fürsorge, sondern auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen ein Interesse daran hat, die Situation zu verbessern. Die Arbeitsgruppe entwickelte einen Handlungsleitfaden, der vom Arbeitskreis der leitenden Ärzte und Ärztinnen qualitätsgesichert wurde, des Weiteren wurden für alle Führungskräfte im LWL regionale Informationsveranstaltungen zu dem Handlungsleitfaden angeboten, Führungskräfte und Mitarbeiter bekamen die Möglichkeit, sich fortzubilden. Nachdem der Handlungsleitfaden einige Monate veröffentlicht war und durchweg auf positive Resonanz stieß, stimmte der Dienststellenleiter zu, aus diesem eine Dienstvereinbarung zu machen, um so eine größere Verbindlichkeit zu schaffen.

Ergebnis

Am 24.5.2019 unterzeichneten die Parteien die Dienstvereinbarung „Umgang mit psychisch auffälligen oder erkrankten Beschäftigten“. In dieser wird ausgeführt, wie psychische Auffälligkeiten und Erkrankungen im Arbeitsumfeld erkannt und verstanden werden können. In einer Liste werden mögliche Auswirkungen dieser Erkrankung im Arbeitsleben dargestellt (z.B. übersteigerte Empfindlichkeit, aggressive Stimmung, Klagen über Schlaflosigkeit) sowie Hinweise gegeben, wann Mitarbeiter und Führungskräfte handeln sollten (z.B. bei negativen Verhaltensänderungen oder einer erhöhten Fehlerquote). Auf mehreren Seiten erhalten Führungskräfte ein Hilfekonzept (H – Hinsehen / I – Initiative ergreifen / L – Leitungsfunktion wahrnehmen / F – Führungsverantwortung: Fördern – Fordern / E – Experten hinzuziehen) sowie einen Leitfaden zur Gesprächsführung für Führungskräfte. Im Anhang gibt es ein Notfallblatt mit Hinweisen, was in einer akuten Krise getan werden soll, wer intern helfen kann etc. Auf mehreren Seiten finden Interessierte auch Informationen zu externen Anlaufstellen (z.B. Hausarzt, (psychiatrische) Krisendienste) sowie zu internen Anlaufstellen (Personalvertretung, Schwerbehindertenvertretung).