Elternzeit

Gleitzeit hilft Frauen beim Wiedereinstieg

11. Juni 2018 Familie, Elternzeit, Arbeitszeit
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Quelle: © Robert Kneschke / Foto Dollar Club

Nach der Elternzeit müssen Familie und Job unter einen Hut gebracht werden. Besonders Müttern hilft es, wenn ihr Betrieb flexibles Arbeiten in Gleitzeit ermöglicht. Schwer haben es Familien, in denen ein Elternteil regelmäßig nachts arbeiten muss. Das zeigt eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung.

In ihrer neuen Studie kommt Dr. Yvonne Lott Expertin für Arbeitszeit bei der Hans-Böckler-Stiftung, zu dem Ergebnis, dass Frauen nach der Elternzeit eher in den Job zurückkehren, wenn der Arbeitgeber Gleitzeit anbietet. Besonders schwer haben sie es dagegen, wenn ihr Partner regelmäßig nachts arbeiten muss.

Mütter auf dem Arbeitsmarkt immer noch im Nachteil

Dass Mütter auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor benachteiligt sind, liegt der Studie zufolge auf der Hand. In Elternzeit gehen:

  • 96 Prozent der Frauen, meistens für zwölf Monate,
  • nur rund ein Drittel der Männer in der Regel zwei Monate.

Die Erwerbsbeteiligung von Frauen habe in den vergangenen Jahren überwiegend in Form von Teilzeitjobs zugenommen. Aktuell seien vier Fünftel der betroffenen Beschäftigten weiblich. Von den Müttern mit Kindern unter drei Jahren arbeite knapp ein Viertel in Teilzeit, mehr als die Hälfte sei überhaupt nicht erwerbstätig.

Gleitzeit erhöht die Chancen für Mütter

Welche Rolle Arbeitszeitarrangements in diesem Zusammenhang spielen, hat Lott mithilfe von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2003 bis 2013 untersucht.

Der Analyse zufolge wirkt sich Gleitzeit signifikant positiv auf die Arbeitsmarktchancen von Müttern aus: Die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen nach der Elternzeit beruflich wieder Fuß fassen, steigt um etwa 60 Prozent, wenn sie Spielräume bei Anfang und Ende ihres Arbeitstags haben; dabei sind andere Faktoren wie Ausbildung, berufliche Position und Branche herausgerechnet.

Der Befund zeige, dass ein gewisses Maß an Flexibilität entscheidend zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie beitragen kann, so die Soziologin. Problematisch sei indes, dass zugleich die durchschnittliche Wochenarbeitszeit sinkt.

Verschiebung von Arbeit ins Wochenende

Ebenfalls einen positiven Effekt auf die Arbeitsmarktchancen hat den Berechnungen zufolge Wochenendarbeit von Müttern. Ein zwiespältiger Befund, betont Lott: Frauen mit Kindern seien offenbar darauf angewiesen, die Arbeitswoche auszudehnen, um den beruflichen Wiedereinstieg zu schaffen. Negativ wirkt es sich aus, wenn die Partner von Müttern nachts arbeiten müssen.

Mehr Gleitzeit, weniger Nachtarbeit

Der Politik empfiehlt Lott, Nachtarbeit so weit wie möglich gesetzlich zu begrenzen. Zudem bräuchten Mütter mehr Unterstützung dabei, Erwerbsarbeit und Familie unter der Woche in Einklang zu bringen.

Mehr Gleitzeit könnte dabei helfen, ebenso wie gesetzliche Maßnahmen, die eine partnerschaftliche Arbeitsteilung wie eine Verlängerung der Partnermonate fördern, sowie ein weiterer Ausbau der Kinderbetreuung in Kitas und Schulen.

Die Studie im Volltext

Die englischsprachige Studie von Dr. Yvonne Lott, Expertin für Arbeitszeit, Abteilung Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung, finden Sie hier:

Yvonne Lott: German mothers‘ labor market re-entry after parental leave: do parents‘ flexible working time arrangements help? (pdf) Working Paper der Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung, Juni 2018.

Quelle:

Hans-Böckler-Stiftung, Pressemiteilung vom 5.6.2018

© bund-verlag.de (ck)

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