Preisträger Gold - Deutscher Betriebsräte-Preis 2009

Gold_2009

Projekt: »Der Mensch im Mittelpunkt« – ein Unternehmen in der Krise
Bewerber/in: Gesamtbetriebsrat der Karstadt Warenhaus GmbH
Beschäftigtenzahl: 25.000
Branche: Einzelhandel
Gewerkschaften: ver.di

Stichworte zum Projekt

Abgestimmtes Maßnahmenpaket Konkrete Hilfe für Betriebsräte vor Ort

Motiv

Trotz Rettungsmaßnahmen bereits im Jahr 2005 steckte der Karstadt-Konzern Ende 2007 erneut in einer Krise. Arbeitsplätze sollten abgebaut werden, Filialen standen auf dem Prüfstand. Die weltweite Wirtschaftskrise kam zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Anstatt aufwärts ging es für Karstadt aufgrund der gesamtkonjunkturellen Lage weiter bergab. Die Motivation zu diesem Projekt ergab sich aus dem Willen zum Erhalt der Arbeitsplätze und der Sicherung von Standorten der Karstadt Warenhaus GmbH.

Vorgehen

Die Betriebsräte entschlossen sich, nicht nur auf Vorlagen der Geschäftsführung zu warten, sondern selber aktiv zu werden.
Das Maßnahmenpaket bestand aus vier Teilen:

  • Das Coaching-Projekt »Coaching 27« zur Standortsicherung bei ganz konkreten Filialen. Dort wurden Maßnahmen entwickelt, die Betriebsräte vor Ort in den betroffenen Filialen so schulen sollten, dass sie in der Lage sein würden, auf den Verbleib der Filialen ein- und mitzuwirken.
  • Als weitere Maßnahme stellte der Gesamtbetriebsrat das »Zehn-Punkte-Programm« vor, dass mit ganz konkreten Maßnahmen und Hilfestellungen unter dem Motto »Wir reißen das Ruder rum« und »Wir sind Karstadt« die Mitarbeiter vor Ort anleitete, die Wirtschaftlichkeit ihrer Filiale zu unterstützen und selber aktiv zu werden.
  • Gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di wurde Ende Oktober 2008 während des Höhepunktes der Wirtschaftskrise ein Tarifvertrag »Zukunftspakt Karstadt« abgeschlossen. Dieser Tarifvertrag legte auf der einen Seite einen von jedem Arbeitnehmer zu erbringenden Solidarbeitrag fest. Im Gegenzug enthielt er eine Standort- und Beschäftigungssicherung durch den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und die Sicherung von Standorten.
  • Die Maßnahme »Zukunft gestalten« beschäftigte sich nicht nur mit der aktuellen Finanznot von Karstadt, sondern zeigte über das System der Langzeit Wertkonten Wege auf, das Unternehmen auch für kommende Herausforderungen zu rüsten und krisenfest zu machen. Langzeit-Wertkonten können so z.B. der gestiegenen Notwendigkeit nach Weiterqualifizierung sowie veränderten Ansprüchen an ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Rechnung tragen.

Ergebnisse

Viele der von den Betriebsräten angestoßenen Maßnahmen führten direkt oder indirekt zum Erfolg. Die Filialen des Coaching-Projektes konnten vorläufig gerettet werden. Der Tarifvertrag »Zukunftspakt Karstadt« wurde Ende 2008 während des Höhepunktes der Wirtschaftskrise abgeschlossen und enthält eine Beschäftigungs- und Standortgarantie bis Herbst 2011.
Engagierte Betriebsräte alleine reichen jedoch leider nicht aus. Am 9. Juni 2009 stellte Arcandor, die Muttergesellschaft von Karstadt Warenhaus GmbH, einen Insolvenzantrag. Die Zukunft von Karstadt und seinen Betriebsräten ist ungewiss.