Preisträger Gold - Deutscher Betriebsräte-Preis 2012

Gold_2012

Projekt: Expansion statt Schließung
Bewerber/in: Europäischer Betriebsrat und Betriebsrat Vorwerk Deutschland
Beschäftigtenzahl: 720
Branche: Handel/Haushaltsgeräte
Gewerkschaften: IG Metall

Stichworte zum Projekt:

Unternehmen plant Schließung von Standorten und massiven Stellenabbau

Betriebsrat mobilisiert Belegschaft, entwickelt Verbesserungsvorschläge für Shopgestaltung, verhindert Schließungen und trägt damit maßgeblich zur Öffnung neuer Geschäfte bei

Motiv

Unter dem Dach der Vorwerk Deutschland Stiftung & Co. KG werden insgesamt 720 Mitarbeiter beschäftigt, davon 300 im Innendienst in Wuppertal und 420 im Vertrieb, Verkauf und in der Technik an verschiedenen Standorten.
Im Jahr 2010 konfrontierte der Arbeitgeber den Betriebsrat mit einem Sozialplan aufgrund der wirtschaftlich schlechten Lage im Staubsaugerbereich. So sollten unter anderem bundesweit 64 Service-Center/Shops geschlossen und damit 74 Mitarbeiter entlassen werden. Der Arbeitgeber führte dazu Wirtschaft-lichkeitsberechnungen an, nach denen lediglich noch 54 Standorte als tragfähig gelten würden. Aus Sicht des Betriebsrates war dieses Vorgehen nicht akzepta-bel und das Gremium entschied sich mit allen Mitteln für die Erhaltung der Standorte zu kämpfen.

Vorgehen

Der Betriebsrat ging daher sofort in die Offensive und organisierte und mobilisierte mit zahlreichen Aktionen die Belegschaft.
Insgesamt führte das Gremium über einen Zeitraum von elf Monaten 16 Verhandlungsrunden mit der Arbeitgeberseite.
Die Betriebsräte forderten die Mitarbeiter auf, Fotos von den Geschäftsstellen, sowohl vom Außen- als auch vom Innenbereich zu schicken. Diese wurden dann dem Vorstand und den Beschäftigten in einer Betriebsversammlung präsentiert. Das Fotomaterial zeigte dabei sehr deutlich den zum Teil maroden Zustand, in dem sich die Verkaufsräume und die Gebäude, in denen sie platziert sind, befanden. Diese Fotopräsentation entwickelte sich aus Sicht des Betriebsrates als sehr peinlich für den Arbeitgeber. Denn die Bilder zeigten aus Sicht des Gremiums zum Teil völlig ungeeignete Räume, manche ohne Schaufenster.
Manche Geschäfte waren nicht ebenerdig platziert und so nicht direkt für den Kunden sichtbar/erreichbar. Einige Niederlassungen befanden sich in unansehnlichen Industriegebieten.
Das Gremium organisierte ein sogenanntes »Aktiventreffen«, um die Mitarbeiter auf dem Laufenden zu halten und sie über den aktuellen Stand zu informieren.
Intensiv wurden Verbesserungsvorschläge gesammelt: Aus den Reihen der Mitarbeiter kamen so Hinweise auf mögliche Umzüge in andere Lagen wie Fußgängerzonen, bessere Präsentation der Produkte, den Zusammenschluss mit anderen Firmen, z. B. Post-Filialen in einem Shop, Verlängerung der Öffnungszeiten etc. Diese Vorschläge wurden dann gesammelt an den Arbeitgeber übergeben.

Ergebnisse

Nach vielen Versammlungen und Diskussionen zeigte sich der Arbeitgeber
schließlich verhandlungsbereit und vereinbarte mit dem Betriebsrat Investitio-nen in Umzüge und Inneneinrichtung sowie folgende Maßnahmen:

  • Es wurden 2010 durch erheblich weniger Schließungen in dem Bereich lediglich 14 anstatt 74 Beendigungskündigungen für die Servicecenter-Mitarbeiter ausgesprochen (freiwillige Austritte/ Versetzungen auf andere Stellen/ rentennahe Regelungen/ lange Verhandlungszeit halfen darüber hinaus)
  • 10 Änderungskündigungen wurden ausgesprochen (Versetzungen durch Umzüge)
  • Es wurden insgesamt »nur« 11 Standorte (ohne Vertriebsstandorte) komplett geschlossen.
  • Die kritischen (17) Standorte bekamen 12 Monate Zeit, um wirtschaftlich zu werden. Aktuell sind nur 4–6 Standorte unwirtschaftlich, mit den anderen (auch denen, die geschlossen werden sollten) macht Vorwerk Gewinn!
  • Mittlerweile sind ca. 20 Umzüge erfolgt, weitere folgen sobald gute Lagen gefunden sind, außerdem wurden zusätzlich 9 neue Shops eröffnet
  • Eine Umsatzprämie (1,5 %) wurde per Betriebsvereinbarung vereinbart
  • Für Springer gibt es eine Fahrgeldregelung
  • Geplant ist, dass im Zeitraum 2012–2014 insgesamt 130 Shops und viele neue Arbeitsplätze entstehen
  • Es wurden ca. 30 neue Mitarbeiter eingestellt

Zusatzmaterial:

Präsentation Vorwerk