Nominierung: Deutscher Personalräte-Preis 2018

Arbeitsgemeinschaft der Jugend- und Auszubildendenvertretungen der Unikliniken NRW
Projekt: „#unbezahlt“

„Es ist uns eine Herzensangelegenheit bei Ausbildung auch für eine gerechte Vergütung zu streiten. Wenn Auszubildende im Betrieb Hand in Hand und interdisziplinär arbeiten und lernen, dann kann es nicht sein, dass die einen eine Ausbildungsvergütung erhalten und die anderen nicht. Mit dem Projekt #unbezahlt haben wir in den sechs Unikliniken in NRW als Arbeitsgemeinschaft der JAVen den Grundstein für eine tarifliche Regelung gelegt und freuen uns, dass auch die ArbeitgeberInnen dies nach rund fünf  Jahren eingesehen haben. Damit steigt die Zufriedenheit der Azubis, deren Motivation und die Lebensqualität enorm. Das Jobben am Wochenende muss der Vergangenheit angehören, und der Schwerpunkt klar auf der Ausbildung liegen.“

Dennis Schatilow, Vorsitzender Jugend- und Auszubildendenvertretung Universitätsklinikum Düsseldorf

Daten und Stichworte zum Projekt

Bewerber/in:

Arbeitsgemeinschaft der Jugend- und Auszubildendenvertretungen der Unikliniken NRW

Projekt:

„#unbezahlt“

Beschäftigtenzahl: > 1000
Projektzeit: 2017-2018

 

Kurzbeschreibung

Die Arbeitsgemeinschaft der JAVen erreicht sichere und faire Ausbildungsvergütung für bisher nicht tarifierte Ausbildungsgänge im Gesundheitswesen.

Motiv

In Nordrhein-Westfalen gibt es derzeit 6 Universitätskliniken (Aachen, Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln, Münster), bei denen allen die Bewerberzahlen für eine Ausbildung im Gesundheitswesen in den bisher nicht tarifierten Ausbildungsberufen stark zurückgehen. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass die enorme Arbeitsleistung, die Auszubildende erbringen (auch in der Berufsausbildung) nicht anerkannt und nicht angemessen vergütet werden. Dies wollen die JAVen in den einzelnen Universitätskliniken ändern.

Vorgehen

Die Arbeitsgemeinschaft der JAV der Unikliniken Nordrhein-Westfalen gründete das Gemeinschaftsprojekt #unbezahlt mit dem Ziel, eine sichere und faire Ausbildungsvergütung für bisher nicht tarifierte Ausbildungsgänge im Gesundheitswesen zu erreichen. Die einzelnen JAVen traten an die Arbeitgeber heran und forderten diese auf, eine Vergütung von sich aus zu bezahlen. Sie argumentierten, dass Ausbildungsplätze nicht besetzt werden und der Personalmangel sowie die Altersstruktur in absehbarer Zeit zu einem großen Problem führen werden. Das überzeugte die Arbeitgeber allerdings nicht: Kein Arbeitgeber wollte die Ausbildungsberufe attraktiver gestalten. Um den Druck zu erhöhen, wurde u.a. auf Personalversammlungen das Thema „Ausbildungsvergütung für ALLE“ immer wieder durch spontane und teils laute Aktionen bekannt gemacht, des Weiteren informierten die JAVen die lokale Presse und den Rundfunk über die Situation. So konnte erreicht werden, dass ein Kamerateam einen MTRA-Azubi begleitete und auf diesen Missstand aufmerksam machte, dem kaum jemandem bekannt war. Das steigerte den Druck auf den Arbeitgeber weiterhin, da nun auch Pressefragen direkt an die Klinikdirektoren gingen. Darüber hinaus organisierten die JAVen die gemeinschaftlichen Facebook-Kampagnen „#unbezahlt – für eine faire Ausbildungsvergütung im Gesundheitswesen“ und „#nomoneychallenge“. Bei letzterer luden die Teilnehmer verschiedene Bilder hoch, auf denen gezeigt wurde, wozu Auszubildende in den betroffenen Ausbildungsberufen zu wenig Geld übrighaben. So müssen sich die Auszubildenden z.B. 1 Buch teilen, da sie diese selbst kaufen müssen. Diese Öffentlichkeit führte zu einer solidarischen Unterstützung aus den betroffenen Bereichen in der Tarifrunde des öffentlichen Diensts und Auszubildende des Tarifgebiets TV-L und TVöD kämpften zusammen für eine Vergütung.                                                              

Ergebnis

In den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst 2018 erreichten die JAVen ihr Ziel: Spätestens ab dem 1.1.2019 werden betroffene Azubis vergütet. Die JAV wird dieses Thema weiterverfolgen (Motto: Aus NRW heraus in die ganze Bundesrepublik) und so ist u.a. auch die Facebookseite #unbezahlt und #nomoneychallenge weiterhin aktiv und begleitet die aktiven JAVen sowie die betroffenen Azubis auf ihrem Weg zu einer fairen Ausbildungsvergütung.