Nominierung Deutscher Betriebsräte-Preis 2018

Betriebsrat Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH
Projekt: „Leiharbeit, ein Weg aus der modernen Sklaverei“

"Einen festen Arbeitsplatz zu besitzen und die Ungewissheit der Arbeitnehmerüberlassung zu verlassen, bedeutet Planungssicherheit für die Zukunft."

Stefan Jünger, Betriebsratsvorsitzender

Daten und Stichworte zum Projekt

Projekt: Leiharbeit - ein Weg aus der modernen Sklaverei
Bewerber/in: Betriebsrat der Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH, Hamburg
Beschäftigtenzahl: >1000
Branche: Genussmittel
Gewerkschaften: NGG

 

Stichworte

  • Unternehmen initiiert Auslagerung von internem Callcenter und Einsatz von Leiharbeitern auch für Außendienst
  • Betriebsrat befürchtet Unterlaufen der tariflichen Regelungen und Outsourcing von zentralen Tätigkeiten für das Unternehmen
  • Gesamtbetriebsvereinbarung ermöglicht Reduzierung der Leiharbeit und Übernahme der Mitarbeiter nach Tarif

Motiv

Im Rahmen umfassender Umstrukturierungen und zur Reduzierung von Personalkosten sollten für den Außendienst und das bislang firmenintern betriebene Call-Center verstärkt Leiharbeiter eingesetzt werden. So bestand 2012 der Außendienst von Reemtsma noch aus 208 Mitarbeitern und 31 Mitarbeitern der Reemtsma Auftragsberatung incl. Call Center in Langenhagen. Ziel des Unternehmens war es nun, den Außendienst neu zu strukturieren, das Call-Center von der Auftragsberatung zu trennen, komplett auszulagern und dieses nach Hamburg zu verlegen. Der Betriebsrat befürchtete das vollständige Outsourcing dieser Tätigkeiten, verbunden mit einem eventuellen Stellenabbau und ein mögliches Unterlaufen der Tarifverträge, um diese Kosteneinsparungen zu realisieren. Parallel zu den Entwicklungen wurde das AÜG geändert, so dass sich zusätzlicher Handlungsbedarf dahingehend ergab, eventuelle Werksverträge abzuwenden.
 

Vorgehen

Gegründet wurde dann ein neues Call-Center, ausschließlich mit Leiharbeitern besetzt. Zudem wurde die Idee geboren, die Rekrutierung von Mitarbeitern für den Außendienst an eine Zeitagentur zu übergeben und die neuen Mitarbeiter in der Arbeitnehmerüberlassung zu beschäftigen. Die Arbeitgeberseite argumentierte hier mit mehr Flexibilität und der Kosteneinsparung bei der Rekrutierung.


Ergebnisse

Der Betriebsrat schloss für den Außendienst eine Gesamtbetriebsvereinbarung. Diese stellt sicher, dass nach einer Frist von zwei Jahren der jeweilige Leiharbeitnehmer eigestellt werden muss. Dies verhinderte zudem ein Unterlaufen der Tarifverträge. Außerdem startete das Gremium  Gespräche mit der Arbeitgeberseite, die Rekrutierung für Außendienstmitarbeiter in Zukunft wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Das Ziel: Ende der Arbeitnehmerüberlassung im Vertrieb. Außerdem einigte der Betriebsrat sich mit dem Arbeitgeber darauf, dass die Mitarbeiter des Call-Centers zum 01.05.2018 als feste Mitarbeiter übernommen werden.