Deutscher Betriebsräte-Preis 2018 in Bronze

Betriebsrat Siemens AG (EM MS O AIS) Leipzig
Projekt: Integration von Geflüchteten in den betrieblichen Alltag

"Gesellschaftliche Verantwortung zeigt sich am besten in konkreten Aktionen, daran mitzuwirken ist unser Ziel."

Michael Hellriegel, Betriebsratsvorsitzender

Daten und Stichworte zum Projekt

Projekt: Integration von Geflüchteten in den betrieblichen Alltag
Bewerber/in: Betriebsrat der Siemens AG (EM MS O AIS), Leipzig
Beschäftigtenzahl: 463
Branche: Elektrotechnik
Gewerkschaften: IG Metall

 

Stichworte

  • Ziel: Integration von Flüchtlingen in Gesellschaft und Arbeitsmarkt
  • Schaffung von Praktikumsstellen als Einstieg in Beschäftigung
  • Aus Flüchtlingen werden Kollegen

Motiv

Wie gelingt es konkret und vor Ort, Flüchtlinge in Gesellschaft und Arbeitsmarkt zu integrieren? Mit dieser Frage beschäftigte sich bereits Anfang 2015 der Betriebsrat des Leipziger Siemenswerks, in dem Niederspannungsschaltanlagen und -Komponenten gefertigt werden. Anlass war zu diesem Zeitpunkt das Aufkommen der LEGIDA-Demonstrationen, einem Leipziger Ableger der Dresdner PEGIDA-Veranstaltungen. Der Betriebsrat setzte sich klar gegen jede rassistische und diskriminierende Haltung ein und regte damit auch innerhalb der Belegschaft zu einer Auseinandersetzung mit diesem drängenden Thema an. Die Betriebsleitung übernahm ebenfalls diese Positionen und unterstützte die Initiative zur Übernahme sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung.

Vorgehen

Nachdem als erste Unterstützungsaktion eine Spendensammlungsaktion initiierte wurde, regte der Betriebsrat in zahlreichen Gesprächen mit der Werksleitung und den Vertretern der Personalabteilung an, aktiv und nachhaltig die Integration von Geflüchteten anzugehen. Ziel war es zunächst, im Rahmen der laufenden Maßnahmen durch Träger wie Kommunen und Land Geflüchteten Praktika anzubieten. Dafür wurde zunächst die Bereitschaft in den einzelnen Abteilungen abgefragt. Aufgrund der äußerst positiven Resonanz in allen Bereichen des Unternehmens wurden dann schnell konkrete Schritte umgesetzt. Über die Personalabteilung und zuvor aktivierte Kontakte zu den Betriebsbetreuern bei der Agentur für Arbeit wurden geeignete Bewerber ausgesucht und zu einem ersten Gespräch eingeladen. Im Anschluss daran konnten konkrete Einsatztermine mit Bewerbern vereinbart werden und die nicht unerheblichen bürokratischen Hürden (Notwendigkeit einer Arbeitsgenehmigung seitens der Ausländerbehörde) wurden erfolgreich genommen. Das Gremium begleitet diesen Prozess fortlaufend und unterstützte an verschiedenen Stellen.

Ergebnisse

Im Jahr 2016 absolvierten 11 Flüchtlinge in unterschiedlichsten Abteilungen Praktika zwischen zwei Wochen und drei Monaten. Im Rahmen eines Begleitprogramms standen zudem feste Ansprechpartner („Buddies“) für alle Fragen rund um die Tätigkeit und den Betrieb zur Verfügung.  Praktika, die über ein Pflichtpraktikum hinausgingen, wurden mit Mindestlohn vergütet. Auch in 2017 wurden weitere Praktikumstellen für Flüchtlinge bereitgestellt. Der Betriebsrat weitete sein Engagement zudem über den Betrieb hinaus aus und sprach Zulieferfirmen an, ebenfalls Praktikumsstellen anzubieten. Zahlreiche Praktikanten fanden danach eine Ausbildung im Unternehmen als Elektroniker oder eine Anstellung.