Preisträger Bronze Deutscher Personalräte-Preis 2017

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Bewerber/in: Gesamtpersonalrat AOK Plus – Gesundheitskasse für Sachsen und Thüringen
Projekt: PRO-fit 4.u (PR-Offensive für Gesunde Arbeit in der digitalen Transformation)
Beschäftigtenzahl: ca. 7.400
Projektzeit: ab September 2016 – laufend

Kurzbeschreibung

Personalrat erreicht die Einrichtung eines paritätisch besetzten Gremiums, das die Auswirkungen der Digitalisierung für Mitarbeiter bewertet und als Grundlage für eine Dienstvereinbarung nimmt.

Motiv

Die AOK PLUS – Gesundheitskasse für Sachsen und Thüringen hat derzeit ca. 7.400 Mitarbeiter. Die Arbeit der Mitarbeiter änderte sich im Laufe der letzten Jahre merklich durch die Digitalisierung, auch bedingt durch die eingesetzte Software oscare® (Software speziell für Krankenkassen), die zu einer stetigen Arbeitsverdichtung führte: durch das Hinterlegen von Regeln werden Aufgaben erzeugt, die einen Bearbeitungsvorgang sicherer machen sollen (Fehlervermeidung), der Arbeitsprozess wird dadurch aber teilweise verlängert und kann zu neuen Aufgaben führen. Den Mitarbeitern ist es kaum mehr möglich, ihre Arbeit individuell zu gestalten, notwendige Qualifizierungen sind nicht mehr nötig. oscare®-Zusatzanwendungen (wie IntegrAL) verändern Arbeitsaufgaben und -inhalte oder macht diese überflüssig, Anwendungen wie Prozesstracking greifen u.a. in die Arbeitszeitplanung ein. Es kommt zu einer Leistungs-/Verhaltenskontrolle und -steuerung sowie zu einer steigenden psychischen und psychischen Belastung der Mitarbeiter. Die Digitalisierung führt auch zu einer Beschleunigung der Arbeitsprozesse, die in der Folge eine „Mitbestimmungslücke“ bedeuten. Der Gesamtpersonalrat setzte sich als Ziel: Ersterem begegnen! Letztere verhindern! Kreativ gestalten.

Vorgehen

Der Gesamtpersonalrat verfasste einen „Brandbrief gegen zunehmende Leistungskontrolle, Verhaltenssteuerung und Arbeitsverdichtung durch Einsatz von prozessoptimierender bzw. überwachender Softwareanwendungen“, den er dem AOK-Vorstand im September 2016 überreichte. Gleichzeitig informierte der Personalrat im Ausschuss für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz (AfAG) über das Problem der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf die Mitarbeiter. Der Gesamtpersonalrat forderte ein gemeinsames Gremium mit Vertretern des Vorstands und des Gesamtpersonalrats, um gemeinsam die aufgrund der digitalen Transformation entstehenden Probleme zu lösen. Es folgten zahlreiche Gespräche zwischen den Parteien.

Ergebnis

Die Parteien bildeten das Gremium „Netzwerk Auswirkungen von Veränderungen“, das paritätisch mit Mitgliedern des Vorstands und des Gesamtpersonalrats besetzt ist. Im Oktober 2016 tagte das Gremium erstmals, weitere Treffen erfolgen quartalsweise. In diesem Treffen werden anstehende Projekte des Arbeitgebers gesichtet und gemeinsam nach den Auswirkungen auf die Mitarbeiter bewertet. Derzeit läuft ein Pilotprojekt, mit dem Eckpunkte für ein „soziales Pflichtheft“ (Erforderliche Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und den Ausgleich von Nachteilen für die Beschäftigten) erarbeitet werden sollen, die zentraler Bestandteil der abzuschließenden Dienstvereinbarung „Digitalisierung“ sein soll. Erklärtes Ziel des Gremiums ist es, eine Vorgehensweise zu etablieren, um Veränderungsprozesse aus Sicht der betroffenen Mitarbeiter von allen Seiten zu betrachten und zu bewerten (Rundumbetrachtung).