Teilnehmer am Deutscher Personalräte-Preis 2021

Projekt:

Verbesserung der Arbeitszeitbedingungen für Doktoranden und Teilzeitbeschäftigte

Bewerber/in: Personalrat der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)
Beschäftigtenzahl: ca. 1.600 an drei Standorten
Projektzeit: 4/2020 bis 12/2020

 

Kurzbeschreibung
Doktoranden unterfallen jetzt auch den allgemein geltenden Gleitzeitregelungen

Motiv
Derzeit arbeiten ca. 120 Doktoranden und ca. 400 Teilzeitbeschäftigte beim BAM. Nach einer bestehenden Dienstvereinbarung (DV) werden den Doktoranden am Monatsende die Gleitzeitstunden gestrichen, auch gilt die Gleittag-Regelung – zwölf Tage pro Jahr – nicht für diese Personengruppe. Viele der Teilzeitbeschäftigten – überwiegend Frauen – waren in der Teilzeit-Falle: Teilzeitbeschäftigte werden generell betrachtet häufig schlechter bewertet als Vollzeit-Beschäftigte, einfach weil sie in Teilzeit arbeiten. Darüber hinaus leiden Teilzeitkräfte häufig unter erhöhten Belastungen und Stressempfinden, da sie in ihrer Arbeitszeit komprimierter aktiv sein müssen, um die Aufgaben zu erledigen. Übertragbare Stunden können stressmindernd wirken, allerdings ist die bisherige Regelung, dass die Teilzeitbeschäftigten nicht wie Vollzeit-Beschäftigte 40 Stunden Soll-Plus-Zeit ins neue Jahr übertragen dürfen, sondern nur anteilig. Der PR betrachtete diese andere Gleitzeitregelung für die Doktoranden sowie die Gefahr der Teilzeitfalle als Ungleichbehandlung und wollte sie beenden.

Vorgehen
Der PR führte vorbereitende Gespräche mit der Vertretung der Doktoranden zu deren Situation, diskutierte mit der Verwaltungsleitung und mit den Führungskräften darüber, welche Befürchtungen sie haben, sollte es zu einer Angleichung kommen. Das Gremium informierte sich über das Problem „Teilzeitfalle“ und nahm Kontakt zur Projektgruppe „audit berufundfamilie“ auf: audit berufundfamilie ist ein strategisches Managementinstrument, das Unternehmen und Institutionen dazu nutzen, ihre Personalpolitik familien- und lebensphasenbewusst auszurichten. Die Arbeitgeber, die sich dem audit stellen, erarbeiten passgenaue und bedarfsgerechte Maßnahmen. Darüber hinaus recherchierte der PR in anderen Dienstvereinbarungen außerhalb der BAM und schickte ein Argumentationspapier an den Präsidenten der BAM. Der PR entwickelte seine Gegenargumente: So würde eine Öffnung der übertragbaren Stunden für die Teilzeitkräfte auf 40 Stunden stressmindernd wirken und zu einer besseren Verbindung von Privat- und Berufsleben führen. Auf das mögliche Argument der Leitung, nicht auf 40 Stunden zu öffnen, da „ein nur anteiliger Übertrag von Zeitguthaben ein Schutz ist und nur bei wenigen Teilzeitkräften Stunden gestrichen werden“ antwortete der Personalrat, dass „wenn eine Obergrenze tatsächlich wie ein Schutz wirkt, nicht an jedem Jahresende mehrere Tausend erbrachte Zeitstunden für Vollzeitkräfte gestrichen werden müssten“. Wenn außerdem nur wenigen Teilzeitkräften Stunden gestrichen werden, sollte es keine Probleme geben, dies in einer DV zu ändern.

Ergebnis
Die Parteien schlossen Mitte Dezember 2020 eine DV, die für alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Doktoranden und Auszubildende gilt. Doktoranden nehmen künftig an der Gleitzeit teil, d.h. sie haben zwölf Gleittage zur Verfügung und ihre Gleitzeitstunden werden am Monatsende nicht mehr gestrichen; am Jahresende können auch sie nun 40 Stunden übertragen. Für die Teilzeitkräfte erreichte der PR, dass diese Beschäftigtengruppe künftig 40 Stunden in das neue Jahr übertragen können, statt nur anteilig.