Teilnehmer am Deutscher Personalräte-Preis 2021

Projekt: Sicherung der Beteiligungsrechte des Personalrats in der Corona-Krise
Bewerber/in: Personalrat Stadtverwaltung Böblingen
Beschäftigtenzahl: mehr als 1000
Projektzeit: 2/2020-12/2020

 

Kurzbeschreibung

Der Personalrat sichert seine Beteiligungsrechte durch aktives Handeln

Motiv

In der Stadtverwaltung arbeiten derzeit ca. 1.151 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Im Februar 2020 erreichte das Coronavirus die Stadtverwaltung, woraufhin die Personalabteilung erste Hygienehinweise verschickte. Die für Mitte März 2020 geplante Personalversammlung musste abgesagt werden, im März kam es auch zu ersten Situationen, in denen die Beteiligungsrechte des Personalrats (PR) übergangen wurden: So bei den Verhaltensregeln aufgrund Corona, bei der Änderung von Dienstplänen sowie bei der Einteilung der Beschäftigten in Schichten, bei der Neufestlegung von Pausenzeiten und bei der Anordnung zum Abbau von Alturlaub und Zeitguthaben. Übergangen wurde der PR auch bei der Verpflichtung von Beschäftigten zur Arbeitsleistung außerhalb von deren Arbeitszeit (z.B. kurzfristige Dienstbesprechung am Abend). Die Verwaltung begründete dieses Vorgehen damit, dass schnelle Entscheidungen zu treffen waren und der PR deshalb nicht einbezogen werden konnte. Der PR wollte auch in diesen herausfordernden Zeiten sein Bestimmungsrecht wahrnehmen.

Vorgehen

Der PR richtete einen erweiterten Vorstand ein, der nun aus fünf Personen besteht und täglich einberufen werden kann. So konnten zeitnahe Beschlüsse zu den geplanten Maßnahmen wie Arbeits- und Gesundheitsschutz oder Arbeitserledigung zu Hause gefasst werden. Des Weiteren schloss der PR eine „Dienstvereinbarung Corona“, in der die Parteien u.a. festlegten, dass Überzeiten im Zusammenhang mit Corona als angeordnete Mehrarbeit bzw. Überstunden gelten und somit mit entsprechenden Zuschlägen vergütet werden können. Ursprünglich sollten nur Führungskräfte davon profitieren, der PR erreichte aber, dass dies auf weitere Beschäftigte ausgeweitet wird. Da persönliche Personalversammlungen nicht möglich waren, entwickelte der PR ein Konzept, um die Belegschaft ausführlich über seine Arbeit zu unterrichten. Hierfür drehte er Videos und lieferte Textbeiträge, die in Form eines Intranetkalenders bereitgestellt wurden. Im Juli 2020 organisierte der PR eine Umfrage um zu ermittelte, was die Beschäftigten von der Mitarbeiterführung hielten und wie sie die Zukunft der Arbeit der Stadtverwaltung sahen. Er wollte erfahren, wie diese die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bewerten, wie zufrieden Teilzeitbeschäftigte mit der Arbeit sind und wie sie die künftige Rolle der Arbeit im „Homeoffice“ bewerten. Ursprünglich wollte der PR alle Dienststellen besuchen und Interviews zu diesen Themen führen oder Videos machen, um die gesammelten Statements als Grundlage für einen offenen Austausch in der Personalversammlung zu nutzen. Da dies wegen Corona nicht ging, verschickte der PR die Fragen per Rundmail, die die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen per Mail beantworten oder per Hauspost zurückschicken konnten. Es haben ca. 50 Personen an der Umfrage teilgenommen.

Ergebnis

Maßnahmen des Arbeitgebers – wie die Anordnung von Überstunden und die Möglichkeit einer Auszahlung oder die Ausweitung von Homeoffice – konnten durch den erweiterten Vorstand schnell umgesetzt werden. Die Beschäftigten fühlten sich trotz der schwierigen Situation und der fehlenden Präsenz-Personalversammlung gut informiert und auch gestärkt. Großen Anklang fand der Intranet-Betriebskalender: Es gab eine Steeldrum-Jingle, gespielte Szenen aus dem Alltag, der Personalrat wurde per Video vorgestellt, es gab Videos zum Homeoffice und auch Beiträge zu Sachthemen. Dieser Adventskalender stärkte besonders die Beziehung zwischen Belegschaft und Personalrat.