Projekt: | 10.000 Stellen Personalabbau – Dank kreativer Betriebsräte keine einzige Kündigung |
Bewerber/in: | Gesamtbetriebsrat der Commerzbank AG, Düsseldorf |
Beschäftigtenzahl: | ca. 1450 in Düsseldorf |
Branche: | Bank |
Gewerkschaften: | ver.di |
Kurzpräsentation
Im Rahmen einer umfassenden Umstrukturierung sollten 10.000 Stellen gestrichen werden. Das Gremium entwickelte einen stufenweisen Lösungsansatz. Dieser umfasste u.a., dass natürliche Fluktuation und Sozialplaninstrumente wie Aufhebungsverträge und Altersregelungen Berücksichtigung finden. Dabei spielte die Präferenzabfrage der Belegschaft eine entscheidende Rolle. Es folgten umfangreiche Verhandlungen zur Beschäftigungssicherung. Insgesamt konnte so ein Personalabbau ohne Kündigungen vereinbart werden.
Stichworte zum Projekt
Motiv
Das Unternehmen plante einen massiven und schnellen Personalabbau von bis zu 10.000 Stellen. Dabei sollten sich die Führungskräfte die Mitarbeitenden aussuchen können, die bleiben dürfen und ebenso die auswählen, die in speziellen Einheiten gesammelt werden sollten, um abgebaut zu werden. Der Betriebsrat wollte dieses Vorgehen nicht akzeptieren und ging in die Offensive.
Vorgehen
Mit Unterstützung von ver.di und einer Rechtsanwaltskanzlei sowie auf Basis der dem Wirtschaftsausschuss zur Verfügung gestellten Zahlen starteten die Verhandlungen im Gesamtbetriebsausschuss (GBA) sowie in den örtlichen Betriebsratsgremien. Diese wurden durch die Corona-Einschränkungen für Präsenzveranstaltungen und die damit notwendigen digitalen Sitzung noch erschwert. Gleichzeitig führte die digitale Form der Abstimmung überall zu höheren Teilnahmequote und so konnten über diese neue Art der Kommunikation viele Beschäftigte erreicht und „Stimmung gemacht werden“. Zusätzlich nutzen die Betriebsräte auch ihre Pressekontakte, um das Thema öffentlich zu machen. Da es keinen tariflichen Kündigungsschutz gibt, entwickelten die Betriebsräte eine Kaskade, die eingehalten werden muss, bevor betriebsbedingte Beendigungskündigungen ausgesprochen werden dürfen, und sie beteiligten die Mitarbeitenden bei der personalwirtschaftlichen Umsetzung der Umstrukturierung. Dazu entwickelten sie eine Präferenzabfrage. Diese folgt dem Grundsatz, dass alle Mitarbeitenden einzeln einbezogen werden, so dass für jede und jeden eine Lösung gefunden wird. Die Präferenzabfrage behandelt im Rahmen des Besetzungsprozesses in der ersten Stufe die Führungskräfte und in der zweiten Stufe die Mitarbeitenden. In beiden Stufen erhält jeweils jede Führungskraft und jede/jeder Mitarbeitende einen sogenannten „Präferenzbogen“ auf dem er/sie die eigenen Vorstellungen zu einer Weiterbeschäftigungsmöglichkeit oder einer Auflösung des Arbeitsverhältnisses oder Abschluss einer Altersregelung darlegen kann.
Ergebnisse
Der insgesamt acht-stufige Lösungsansatz umfasst u.a. dass natürliche Fluktuation und Sozialplaninstrumente wie Aufhebungsverträge und Altersregelungen Berücksichtigung finden. Dabei spielte die Präferenzabfage der Belegschaft eine entscheidende Rolle. Es folgten umfangreiche Verhandlungen zur Beschäftigungssicherung. Insgesamt konnte so ein Personalabbau ohne Kündigungen vereinbart werden.