Sonderpreis Innovative Betriebsratsarbeit 2023

Stichworte zum Projekt

• In einer Betriebsvereinbarung zum Pilotprojekt „Meine Station“ verhandelte das Gremium Regelungen zum Thema New Work.
• Der Fokus liegt auf der interdisziplinären Zusammenarbeit und dem Abbau von Hierarchien hin zu Strukturen, die auf Mitarbeitende und Patienten ausgelegt sind.
• Ziel ist, Überlastung, Unterbesetzung und dem grundsätzlichen Pflegemangel entgegenzuwirken und die Attraktivität des Berufsbildes zu stärken.

Motiv

Selbstbestimmtes Arbeiten ist in der Pflege selten vorzufinden. Zu oft stehen Hierarchie und Zuständigkeiten im Weg. Überlastung, Unterbesetzung, Dokumentation und der grundsätzliche Pflegemangel bestimmen den Alltag. Um dem entgegenzuwirken und interessierte Kolleginnen und Kollegen zu halten, sowie auch neue Kolleginnen und Kollegen zu gewinnen, ist ein Wandel in der Arbeitswelt von Nöten. Aus Sicht des Betriebsrats ist im Rahmen eines Gesamtprogramm zur Mitarbeiterakquise das Thema "New Work" ein unverzichtbarer Baustein. Das Gremium verfolgte dabei einen Ansatz, in dem Betriebsrat und Klinikleitung an einem Strang ziehen, um neue Formen der Arbeit zu erproben. Da New Work häufig in Start Up-Bereichen zu finden ist, stellte es sich als Herausforderung dar, eine Umsetzung im gesamten Haus mit fast 3.000 Mitarbeiter/innen zu erreichen. Eine Station, unter der Leitung des allgemeinchirurgischen Chefarztes, bot sich an, diesen neuen Weg auszuprobieren. Denn der dafür verantwortliche Chefarzt ist in der New Work-Form "Loop Approach" geschult und konnte so auch selbst das Coaching der Kolleginnen und Kollegen übernehmen. „Loop Approach“ gilt als Methode, mit der sich Organisationen von innen heraus schrittweise in Richtung New Work verändern können. Der Fokus liegt dabei auf den einzelnen Teams der Organisation.

Vorgehen

In einem tarifgebundenen Haus, wie dem Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, stellen sich große Herausforderungen für die Betriebsräte in Sachen Mitbestimmung bei der Umsetzung von New Work. Hierzu hat das Gremium eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen, um beispielsweise die wechselnden Rollen der Kolleginnen und Kollegen abzubilden. Die Festlegung der Eingruppierung sowie Besitzstandswahrungen wurden in der Betriebsvereinbarung geregelt. Der Aufbau einer selbstorganisierten Station bei bestehenden Leitplanken stellte sich als eine nicht einfach zu lösende Aufgabe dar. Mit Kompromissen auf beiden Seiten ist es gelungen, eine Betriebsvereinbarung zu erstellen, die Belange von New Work abbildet aber auch die Vorzüge von Tarifverträgen nicht in Frage stellt.

Ergebnisse

Es wurden Ausschreibungen für verschiedene Berufsgruppen erstellt, die auf positive Resonanz trafen und zu zahlreichen Bewerbungen für diesen Bereich führten. Mit dieser Ausschreibung ist es gelungen, eine Station, die zu diesem Zeitpunkt auf Grund von Personalmangel leer stand, wieder zu betreiben und mit Patienten zu belegen. Die Rückmeldungen der Kolleginnen und Kollegen sind ebenso positiv wie auch die Rückmeldungen der Patientinnen und Patienten. Eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit sowie eine hohe Patientenzufriedenheit lassen eine positive Prognose für die nächsten Schritte zu. So wurden auch die Kolleginnen und Kollegen der Urologischen Ambulanz auf eigenen Wunsch in das sogenannte System „Loop Approach“ überführt.