Nominiert für den Deutschen Betriebsräte-Preis 2023

Stichworte zum Projekt

• Um das Thema KI zu strukturieren, suchte der GBR nach Möglichkeiten, Betriebsräten und firmenseitigen Entscheidern Hilfestellung bei der Beurteilung von KI-Systemen zu geben
• Das Gremium entwickelte sogenannte „AI-Cards“

Diese Steckbriefe dokumentieren die wesentlichen Fakten, Vorteile und möglichen Risiken von KI-Anwendungen. Damit können wichtige Fragen zu den Auswirkungen der KI-Anwendungen gestellt und beantwortet werden. Berücksichtigung finden dabei besonders aktuell diskutierte ethische Aspekte unter Beteiligung der Mitbestimmung.

Motiv
Derzeit gibt es keine allgemeinverbindliche Definition von KI. Unklar ist insbesondere, wer für möglicher Risiken und Auswirkungen bei der Einführung von KI-Systemen verantwortlich ist. Dennoch werden KI-Systeme entwickelt, vermarktet und eingesetzt. Auch der Gesamtbetriebsrat (GBR) wurde mit IT-Verfahren konfrontiert, die gemäß der Produktbewerbung KI enthalten. Eine erste Analyse durch den GBR mit Unterstützung von firmeninternen Fachexperten ergab die Möglichkeit, als Arbeitnehmervertretung initiativ zu werden. Fragen des Gesamtbetriebsrats (GBR) zu KI-Systemen wurden nicht oder nur unvollständig beantwortet. Immer wieder wurde damit argumentiert, dass die KI-Technologien keine KI im engerem Sinne seien. Offensichtlich fehlte ein Siemens-interner Prozess bei der Einführung von KI-Systemen, der zu zufriedenstellenden Antworten auf Fragen der Mitbestimmung geführt hätte. Fragen zu Herausforderungen und Auswirkungen durch die Technologien der KI begegnete die Firmenseite je nach Verfahren auf sehr unterschiedliche Weise. Der GBR war in diesem Zusammenhang firmenseitig zudem mit Vorbehalten konfrontiert. Es war schnell klar, dass es Orientierungshilfen und Diskussionspartner zu Fragen brauchte, wie und besonders auf welche Ziele und Werte die Systeme optimiert werden sollen.

Vorgehen

Der GBR gründete einen Sonderausschuss KI, der die Erwartungen der Mitbestimmung, des Geschäfts und die Personalorganisation zusammenbringen und eine Lösung für den verantwortungsvollem Umgang mit den leistungsstarken KI-Technologien finden sollte.
Gemeinsam mit den Zentralabteilungen Technologie und IT wurde die Notwendigkeit erkannt, einen neuen Prozess aufzusetzen, der die Herausforderungen der KI aufgreift und die Erwartungen aller Beteiligten erfüllt. In gemeinsamer Abstimmung wurden die Fragen der „AI-Cards“ (KI-Steckbriefe) entwickelt und mit der Personalorganisation in der Mitbestimmung getestet und weiter angepasst. Im Rahmen der Diskussion bestand das Gremium darauf, auch in ethische Fragestellungen eingebunden zu werden. Ziel war es, KI mit verantwortungsvollem Design, einen verantwortungsvollen Einsatz und die Überprüfung von qualitativ hochwertigen KI-Systemen sicherzustellen. Auch Menschen, die keine echten KI-Experten sind, sollte es möglich sein, damit die KI-Systeme beurteilen zu können.
 

Ergebnisse

Die „AI-Cards“ dokumentieren die wesentlichen Fakten, Vorteile und möglichen Risiken von einzelnen KI-Anwendungen. Mit den AI-Cards wurde eine Orientierungshilfe geschaffen, die schon vor einer gesetzlichen Regelung Mindeststandards bei der Einführung von KI garantiert. Diese Steckbriefe stellen somit ein Instrument zur Verfügung, um frühzeitig ein gemeinsames Verständnis und eine Wissensbasis für gezielte Nachfragen zu erlangen. Die wesentlichen Fakten, Vorteile und möglichen Risiken von KI-Anwendungen sind jetzt strukturiert dokumentiert. Mit den „AI-Cards“ können angemessene Fragen zu den Auswirkungen der KI-Anwendungen gestellt und beantwortet werden. Wichtig war dem Gremium dabei besonders, aktuell diskutierte ethische Aspekte unter Beteiligung der Mitbestimmung in den Diskurs mit einfließen zu lassen.