Sonderpreis Europa mitbestimmen - Deutscher Betriebsräte-Preis 2013

2013 SP Europa

Projekt: "Die Barcelona Agenda". Nachhaltige Beschäftigung durch partizipative Beteiligung bei Unilever Europa
Bewerber/in: Konzernbetriebsrat und Eurobetriebsrat (UEWC) der Unilever Deutschland GmbH
Beschäftigtenzahl: 30.000 in Europa, 6.000 in Dtld./ Österreich/ Schweiz
Branche: Konsumgüter
Gewerkschaften: NGG/ IG BCE

Stichworte zum Projekt:

  • Betriebsräte initiieren Projekt zur Teilhabe auf europäischer Ebene mit dem Ziel, diese in einem umfassenden Rahmenabkommen festzuschreiben
  • Der Prozesse ermöglicht beteiligungsorientierte Zusammenarbeit aller Betriebsparteien über Landesgrenzen hinaus

Motiv

Unilever, weltweit einer der größten Produzenten von Konsumgütern, beschäftigt in Europa 30.000 Mitarbeiter. Nach einer langen Phase von Restrukturierungs- und Schrumpfungsprozessen, Standortschließungen sowie harten Einschnitten bei Sozialleistungen ohne Zukunftsgarantieren wandte sich der Konzernbetriebsrat Deutschland/Österreich/Schweiz (KBR), an den Unilever Eurobetriebsrat (UEWC). Das Anliegen: die Konsequenzen aus den Restrukturierungsmaßnahmen für die Mitarbeiter nachhaltig positiv zu gestalten.
Auf nationaler Ebene gab es durch die neue Konzernstruktur keine Entscheidungsträger und damit Ansprechpartner mehr. Der UEWC hat zwar aufgrund der Europäischen Gesetzgebung Informations- und Konsultationsrechte jedoch keine Mitbestimmungsrechte. Dazu kam eine hohe Fluktuation beim Europäischen Management.
Die Konsultationsrechte mussten oft und hartnäckig eingefordert werden: Eine schwierige Ausgangssituation für erfolgreiche Verhandlungen. Der Eurobetriebsrat und der KBR wollten sich dieser Lage nicht ausliefern, sondern unbedingt Initiative ergreifen.

Vorgehen

KBR und UEWC initiierten ein Projekt für einen partizipativen Beteiligungsprozess auf Europäischer Ebene zur Gestaltung nachhaltiger Beschäftigung in allen Ländern von Unilever Europa. Dieser sollte in Form eines Europäischen Rahmenabkommens verankert werden. Die Grundidee war, ein Gleichgewicht zwischen unternehmerischer Wertschöpfung und Wertschätzung der Mitarbeiter herzustellen. Durch langjährige Einsparprogramme und daraus resultierenden Restrukturierungsmaßnahmen war eine drastische Schieflage zu Ungunsten der Mitarbeiter entstanden und das in einem Unternehmen, das seinen Fokus auf nachhaltiges Denken und Handeln legt. 
Nach einer von den Betriebsräten initiierten Demografieanalyse im Unternehmen, wurden auf Europäischer Ebene Handlungsfelder identifiziert, die Grundlage für das weitere Vorgehen bilden sollten.
Diese Handlungsfelder werden in paritätisch besetzten Arbeitsgruppen beteiligungsorientiert bearbeitet mit dem Ziel, Ende 2013 in Rahmenabkommen verbindliche Regelungen zu formulieren, die für alle Länder Gültigkeit haben. Bestehende nationale/lokale Best-Practise-Projekte werden in diesen Arbeitsgruppen weiterentwickelt und dann allen Ländern wieder zur Verfügung gestellt.
Dadurch entsteht ein 360° Kreislauf des fortwährenden Voneinander Lernens; eine neue Unternehmenskultur unter Beteiligung aller Betriebsparteien.

Ergebnisse

Der Prozess eröffnet die beteiligungsorientierte Zusammenarbeit aller Betriebsparteien auf Europäischer Ebene. Durch diese Regelungen sollen alle Länder Unilever Europas profitieren. Schon die Entwicklung des partizipativen Prozesses wirkt sich positiv auf die Konsultationskultur innerhalb des Eurobetriebsrats und damit auch innerhalb der europäischen Länder aus.
Es wurde eine Europäische Beteiligung in einer Dimension erreicht, die es so bisher bei Unilever noch nicht gab. Die angestrebten Rahmenabkommen bilden nicht nur die Grundlage für die Mitbestimmungsarbeit in den Ländern, sondern auch die Sicherung nachhaltiger Beschäftigung in den nächsten Jahren. Das Ziel: Wertschätzung im Gleichgewicht mit Wertschöpfung. Es gibt als direkte Auswirkungen in Spanien ein noch laufendes Diversity Projekt und in Deutschland ein umfassendes Demografieprojekt, das mit einer Konzernbetriebsvereinbarung erfolgreich abgeschlossen wurde.

Zusatzmaterialien:

Betriebsvereinbarung Personalstrukturen