Nominierung: Deutscher Betriebsräte-Preis 2013

Projekt: Wir sind der Betriebsrat des CineStar Bamberg
Bewerber/in: Betriebsrat der CineStar Bamberg
Beschäftigtenzahl: 60
Branche: Kino
Gewerkschaften: ver.di


Stichworte zum Projekt

  • Streichung von Zusatzleistungen für Minijobber und Teilzeitbeschäftigte führt zu wachsendem Unmut in der Belegschaft
  • Neugegründetes Gremium erreicht Anwendung gesetzlicher Regelungen, Einigungsstelle zu Zulagen und begleitet Umsetzung des Tarifvertrags

Motiv

Die Beschäftigungsstruktur bei den CineStar Kinos, in Deutschland mit über 50Niederlassungen präsent, ist vornehmlich durch Minijobber, Teilzeitbeschäftige, darunter viele Studenten und einen geringen Anteil von Vollzeitkräften geprägt (beachten Sie dazu auch das Projekt des Betriebsrats der Greater Union Filmpalast GmbH in Mainz auf den Seiten 58–59 in diesem Buch).
Das CineStar Bamberg – ein Multiplex-Kino mit acht Sälen – eröffnete im November 2001, zu einer Zeit als die Harry-Potter-Filme und die »Der Herr der Ringe«-Trilogie Menschenmassen in die Kinos lockten. Zu den Spitzenzeiten des Hauses waren über 90Minijobber im CineStar Bamberg beschäftigt, die zusammen mit acht Vollzeitkräften dafür sorgten, dass Kino in Bamberg sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr ein Erlebnis für die Besucher wurde. Der Zusammenhalt zwischen den Kollegen wurde dadurch gestärkt, dass die Firma damals Zusatzleistungen erbrachte, wie z.B. Freikarten für Kinobeschäftigte, Gratis-Popcorn für die Kollegen, günstige Mitarbeiter-Getränke, Filmvorführungen extra für die Angestellten und Mitarbeiterfeste zu Weihnachten und im Sommer.
Die wirtschaftlichen Probleme der Kinobranche in den letzten Jahren führten dann zur Ausdünnung des Personalstammes und der Streichung von Zusatzleistungen. Der Unmut in der Belegschaft wuchs. Nach und nach wurde dann, vor allem den Minijobbern, deutlich, dass ihnen Leistungen, wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und bezahlter Urlaubsanspruch vorenthalten wurden. Diesbezügliche private Nachfragen hatten nie Erfolg. Somit wurde es immer deutlicher: um etwas für die Mitarbeiter zu erreichen, war die Gründung eines Betriebsrates erforderlich.

Vorgehen

Im Frühjahr 2011 fanden in Bamberg die ersten Betriebsratswahlen statt. Für das neugewählte Fünfergremium stand dann eine Vielzahl von »Baustellen« auf dem Plan. Zum Teil gab es von Seiten des Arbeitgebers massiven Widerstand gegen die Arbeit und Forderungen der Interessenvertretung. Seit der Gründung konnte das Gremium aber in vielen Bereichen Verbesserungen für die Mitarbeiter erzielen.

Ergebnisse

Sehr schnell konnte das Gremium für alle 400 €-Kräfte den gesetzlichen Mindesturlaubsanspruch sowie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall erfolgreich ein fordern. Außerdem gelang es auch dafür zu sorgen, dass die Kollegen ein Minus in ihrer Tageskasse nicht mehr aus eigener Tasche ausgleichen mussten.
Das Gremium nahm Verhandlungen für Kollegen auf, die zum Teil regelmäßig bis um 2 Uhr nachts arbeiten müssen. Aus Sicht des Betriebsrates handelte es sich dabei um Nachtarbeit. Daher sollten entsprechende Zulagen verhandelt werden. Schließlich konnte im Rahmen einer Einigungsstelle die Nachtarbeit bestätigt werden. Das Gremium schloss eine Betriebsvereinbarung über die Zahlung von Nachtzulagen ab. Für Vollzeitkollegen beinhaltete die Regelung zudem, dass sie ihre Forderungen für einen gewissen Zeitraum rückwirkend geltend machen konnten. Weitere Zulagen, ebenfalls über eine Einigungsstelle erzielt, werden jetzt auch für das Waschen von Dienstkleidung gezahlt.
Schwerpunktthema im Jahr 2013 ist die Umsetzung des Tarifvertrages, der seit Januar 2013 für alle CineStar-Kinos in Deutschland gilt.