Projekt: | Gefährdungsbeurteilung psychische Belastungen bei der Deutschen Post AG "PsyGesund" |
Bewerber/in: | Gesamtbetriebsrat der Deutsche Post AG - Zentrale, Bonn |
Beschäftigtenzahl: | mehr als 1000 |
Branche: | Logistik |
Gewerkschaften: | Ver.di |
Stichworte zum Projekt
Die Postdienste-Branche zählt zu den Spitzenreitern bei den krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeitstagen und bei den Arbeitsunfällen. Auch in den Niederlassungen der Deutschen Post AG sind die Krankenstände enorm hoch. Als Ursachen gelten u.a. die enorme Gewichtsbelastung durch schwere Pakete und Transportbehälter, der Zeit- und Leistungsdruck, indirekte Steuerung und Probleme mit der Wertschätzung durch die Führungskräfte. Die betrieblichen Interessenvertreter sahen daher einen enormen Handlungsbedarf, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten zu verbessern und die hohen Krankenstände, Ausfalltage und Arbeitsunfälle zu verringern.
Vorgehen
Vor diesem Hintergrund gab es seit längerer Zeit Auseinandersetzung zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite über eine qualifizierte Befragungsmethode der Beschäftigten zur Feststellung der Gefährdungsbeurteilung (GeBu) psychischer Belastungen. Die Arbeitgebervertretungen favorisierten das sogenannte Salsa-Verfahren. Dies bezieht die besonderen Arbeitsbedingungen bei der Deutschen Post AG aber nur zu einem geringen Teil ein. Außerdem erhielten die GeBu-Teams (paritätisch besetzte Ausschüsse in den Niederlassungen) kaum Aussagen über die wirklichen Belastungen, was wiederum die Ableitung der Maßnahmen erschwerte. Viele Betriebsräte favorisierten deshalb das Preva-Verfahren. Dies ist tätigkeitsbezogen anwendbar und die GeBu-Teams erhalten bei uneindeutigen bzw. kritischen Ergebnissen durch Feinanalysen (z.B. Workshops mit den Beschäftigten) genauere Hinweise, um Maßnahmen zur Verbesserung durchzuführen.
Ergebnisse
Durch anhaltenden Druck der Betriebsräte, der auch mehrere Einigungsstellenverfahren zur Folge hatte, einigten sich die Parteien schließlich darauf, dass ein Verfahren gemeinsam mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen entwickelt wurde. Das Projekt konnte im Dezember 2018 durch eine mitbestimmte Anweisung und ein mitbestimmtes Basisdokument zum IT-System erfolgreich abgeschlossen werden. Ziel des Gesamtbetriebsrates und ver.di war es, den Betriebsräten bei Verhandlungen zur Gefährdungsbeurteilung, aber auch bei der Durchführung der Gefährdungsbeurteilung, Probleme aus dem Weg zu räumen. Die Betriebsparteien in den Niederlassungen können das Verfahren vor Ort nun einvernehmlich übernehmen und in die Betriebsvereinbarung zur Gefährdungsbeurteilung integrieren.