Nominierung: Deutscher Personalräte-Preis 2019

Gesamtpersonalrat der Landeshauptstadt München
Projekt: Gründung einer Wohnungsgenossenschaft für die städtischen Mitarbeiter*innen

"Die Situation des Wohnungsmarktes in Großstädten ist mehr als problematisch. Dieses Modell kann Vorbild für alle Metropolregionen in Deutschland sein, in denen Wohnraum unbezahlbar geworden ist.
Dafür stehen wir allen Personalratskolleginnen und -kollegen gerne beratend zur Seite."

Ursula Hofmann, Vorsitzende des Gesamtpersonalrats (li.)

Daten und Stichworte zum Projekt

Bewerber/in:

Gesamtpersonalrat der Landeshauptstadt München

Projekt:

Gründung einer Wohnungsgenossenschaft für die städtischen Mitarbeiter*innen

Beschäftigtenzahl:

40.000

Projektzeit:

Januar 2017 bis Oktober 2018

 

Kurzbeschreibung

Gesamtpersonalrat gründet eine Wohnungsgenossenschaft, um Mitarbeiter bei Wohnungssuche zu unterstützenü

Motiv

Bei der Stadt München sind derzeit ca. 40.000 Personen beschäftigt. Zahlreiche Mitarbeiter leiden unter den hohen Mitpreisen der Stadt München und des Umlands, es gibt nur wenig bezahlbaren Wohnraum; besonders für Mitarbeiter der unteren Gehaltsstufen ist die Suche fast aussichtslos geworden. Immer öfter wurden die Personalräte direkt angesprochen mit der Bitte, bei der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung zu helfen. Das Thema Wohnen wurde längst auf allen Ebenen innerhalb der Stadtverwaltung diskutiert. Viele Mitarbeiter stehen zwar auf der Liste der städtischen Wohnungsfürsorge, doch die Warteliste ist lang. Der Personalrat suchte nach einer Möglichkeit, die Mitarbeiter bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum zu unterstützen.

Vorgehen

Die Personalräte hatten ursprünglich die Idee, verschiedene Baugenossenschaften innerhalb des Stadtgebiets „abzuklappern“, dort für die Mitarbeiter zu werben und schließlich als Mitglieder zu vermitteln. Diese Idee wurde von den Baugenossenschaften grundsätzlich auch gut aufgenommen, allerdings waren die Wartelisten unendlich lang, daher war das nicht sehr Erfolg versprechend. In Gesprächen wurde schließlich die Idee entwickelt, eine Wohnungsbaugenossenschaft zu gründen, was den Vorteil hat, dass die Wohnverhältnisse der Bevölkerung verbessert werden und den Mitgliedern der Genossenschaft gutes, günstiges und sicheres Wohnen ermöglicht wird. Mit Selbstverantwortung, Solidarität und Gleichheit der Mitglieder sollen diese durch gegenseitige Unterstützung das gemeinsame Ziel erreichen. Die Personalräte besuchten bereits bestehende Wohnungsbaugenossenschaften, um sich über die Vorgehensweise, über Vor- und Nachteile zu informieren, beim Verband bayerischer Wohnungsunternehmen sowie bei der Mitbauzentrale ließen sie sich beraten. Im Frühjahr 2018 wurde an jeden Mitarbeiter eine Postkarte mit Fragen zur Idee einer Baugenossenchaft verteilt und es wurden Infoabende organisiert, um die Idee vorzustellen. Ursprünglich waren 2 solcher Abende geplant, da das Interesse aber so groß war, wurden schließlich 5 Veranstaltungen für je 50 bis 100 Mitarbeiter abgehalten. Begleitet wurden die Postkarten-Aktion und die Infoveranstaltungen von einer Flyerumfrage, bei der es Rückmeldung von ca. 2300 Mitarbeiter gab.

Ergebnis

Am 8.10.2018 gründete der Gesamtpersonalrat (GPR) zusammen mit den Personalräten aus dem Direktorium und der Stadtkämmerei die Wohnungsbaugesellschaft „unsere Stadt eG“. Bei der Gründung setzte sich der GPR besonders dafür ein, dass in der Stadtverwaltung verantwortliche Personen die Eigeninitiative aus dem Kollegenkreis unterstützen, die Personalräte aus dem Direktorium und der Stadtkämmerei loteten die Voraussetzungen aus, klärten rechtliche Fragen und leisteten die Vorarbeit, um dem Projekt eine realistische Chance auf Erfolg zu geben. Dann wurden ein wirtschaftliches Konzept und eine Kalkulation erarbeitet, Unterstützer wurden gewonnen und eine Projektverwaltung wurde aufgebaut. Die Ergebnisse wurden dem Prüfungsverband bayerischer Wohnungsunternehmen vorgelegt, der im November 2018 dem Konzept bescheinigte, tragfähig zu sein. Es folgte die notarielle Beurkundung und Eintragung ins Genossenschaftsregister. Die Wohnungsbaugenossenschaft kann nun für seine Mitglieder Grundstücke erwerben und Wohnungen bauen, mittlerweile hat sich die Genossenschaft auch entschieden, sich für ein Grundstück zu bewerben. Dort sollen 8–10 Wohnungen im Münchener Modell entstehen, in weiteren Projekten sollen Wohnungen mit unterschiedlichen Fördermodellen realisiert werden, damit Mitarbeiter unterschiedlicher Einkommensgruppen eine Wohnung erwerben können. Mittlerweile hat die Genossenschaft über 340 Mitglieder, fast täglich kommen neue hinzu.