Nominierung: Deutscher Personalräte-Preis 2019

Gesamtpersonalrat der Stadt Bremen
Projekt: Frauen und Altersversorgung im bremischen öffentlichen Dienst

"Altersversorgung von Frauen ist im öffentlichen Dienst ein kritisches Thema. Trotz der formal gleichen Vergütung erhalten Frauen aus verschiedensten Gründen oft eine geringere Altersversorgung. Das gewerkschaftsübergreifende Projekt sorgt für Aufklärung, Impulse und Prävention."

Saskia Coenraats (mi.), Freigest. Mitglied im GPR (Foto: GPR Bremen)

Daten und Stichworte zum Projekt

Bewerber/in:

Gesamtpersonalrat der Stadt Bremen

Projekt:

Frauen und Altersversorgung im bremischen öffentlichen Dienst

Beschäftigtenzahl:

ca. 30 000

Projektzeit:

November 2017 bis April 2020  

 

Kurzbeschreibung

In Workshops erhalten Beamtinnen Informationen zur Altersversorgung

Motiv

Im bremischen öffentlichen Dienst arbeiten über 29.000 Personen. Das Thema „Frauen und Altersversorgung“ ist verstärkt Teil der öffentlichen Diskussion, wird aber in der Regel auf die „Nur-Hausfrau“ bezogen. Dabei wird oft übersehen, dass auch berufstätige Frauen keine Altersversorgung haben, die ihrer Lebensarbeitsleistung entspricht – was auch für die Kolleginnen des öffentlichen Diensts gilt. Viele Kolleginnen selbst sehen die Altersversorgung selten als ein Problem, da sie formal gleich wie Männer vergütet werden. Allerdings zeigte sich bei der Arbeit der Frauenbeauftragten und des Gesamtpersonalrats (GPR) der Stadt Bremen anhand der von den Kolleginnen gestellten Fragen und Problemen, dass dieses Thema mehr Aufmerksamkeit, Aufklärung und Prävention erfordert. Besonders Unterbrechungen und die Verringerungen der Arbeitstätigkeit durch Beurlaubung und/oder Teilzweit wegen Erziehungs-, Familien- und Pflegezeiten verringern die Altersversorgungsansprüche vorrangig bei Frauen. Der GPR hatte das Ziel, die Mitarbeiterinnen über die Altersversorgung zu informieren und dabei zu unterstützen.

Vorgehen

Der GPR initiierte 2017 zusammen mit den Frauenbeauftragten der Dienststellen und mit den Gewerkschaften das Konzept „Frauen und Altersversorgung“, wobei er zweigleisig vorgehen wollte: direkte Ansprache durch Seminare und Vorträge sowie Entwerfen eines Informationshefts. Die Mitarbeiterinnen sollten konkret über die Rahmenbedingungen und Handlungsmöglichkeiten für ihre persönliche Altersversorgung durch Rente sowie Zusatzrente und/oder Pension informiert und beraten werden. Die Mitarbeiterinnen sollen die grundsätzliche Struktur von Rente/Pension verstehen, ihre eigene Altersversorgung hinterfragen, Fallen für Frauen bei der Altersversorgung erkennen, ihre finanzielle Altersversorgung abschätzen und Handlungsmöglichkeiten, mit denen sie ihre Altersversorgung verbessern können, kennenlernen. Für die Vorträge wurde eine Präsentation vorbereitet. Daneben wurde der „Ratgeber Arbeitsplatz: Frauen und Altersversorgung. Rahmenbedingungen, Handlungsmöglichkeiten und Pensionsberechnung“ erstellt, der den Mitarbeiterinnen auf über 30 Seiten einen Überblick gibt u.a. zu Nachsteuerungsmöglichkeiten bei der Altersversorgung, wie bereichere ich meine Pension, was ist bei mehreren Altersbezügen, worauf sollten Frauen bei der Altersversorgung achten.

Ergebnis

Bisher gab es 5 Doppel-Veranstaltungen mit über 300 Teilnehmerinnen, die von sehr angeregten Fragerunden und spezifischen Problemstellungen begleitet wurden. Themen waren u.a. Arbeitszeitunterbrechung und -verringerung, Auswirkung von Teilzeit und Beurlaubung, Möglichkeiten, die Altersversorgung zu verbessern, der Eintritt in den Ruhestand, persönliche Pensionsberechnung, ruhehaltsfähige Dienstzeiten. Besprochen wurde auch, was die gesetzliche Krankenversicherung (noch) leistet, welche gesetzlichen Renten sich konkret ergeben (mit Beispielen), was die Folgen von Erwerbspausen für die Rente sind. Zielgruppe waren ursprünglich ältere Mitarbeiterinnen, es nehmen aber immer mehr jüngere Mitarbeiterinnen an den Veranstaltungen teil. Mit der Frauenbeauftragten der Polizei wurden mehrere Veranstaltungen abgehalten, da das Interesse so groß war. Eine Frauenbeauftragte aus dem Finanzressort hat auf der Grundlage der Materialien und Erfahrungen schon eine eigene Veranstaltung in ihrem Bereich mit über 60 Mitarbeiterinnen abgehalten. Im Mai 2019 wurde zusätzlich eine entsprechende Informations- und Motivationsveranstaltung für potentielle „Multiplikatoren“ mit über 20 Frauenbeauftragten des bremischen öffentlichen Diensts veranstaltet. Durch die Zusammenarbeit an den Veranstaltungen wurde auch die Kooperation von GPR, Frauenbeauftragten und Gewerkschaften gestärkt.