► AiB-Audio-Podcast "In Bewegung kommen" mit der BR-Vorsitzenden Suzann Dräther
Projekt: | Qualifizierung von Beschäftigten ohne Berufsbildung |
Bewerber/in: | Betriebsrat der Homann Feinkost GmbH - Werk Bottrop |
Beschäftigtenzahl: | ca. 225 |
Branche: | Lebensmittelherstellung/ Obst und Gemüse/ Feinkost |
Gewerkschaften: | NGG |
Stichworte zum Projekt
Motiv
Im April 2017 hatte der Arbeitgeber entschieden, verschiedene Standort bis 2020 zu schließen und die Produktion zusammenzufassen. Ein großer Teil der am Standort Bottrop beschäftigten Mitarbeiter:innen ist aufgrund der langen Beschäftigungsdauer innerhalb des Betriebes als Facharbeiter:in eingesetzt. Diese Kenntnisse sind aber nicht ausreichend, um auf dem lokalen/regionalen Arbeitsmarkt mit vergleichbarem Entgelt vermittelbar zu sein, da sie „auf dem Papier“ als ungelernt gelten.
Vorgehen
Die drei Jahre bis zur Schließung sollten daher aus Sicht des Betriebsrates dazu genutzt werden, um die Qualifizierung von langjährigen, ungelernten Beschäftigten mittels WeGebAU in diversen Ausbildungsberufen durchzuführen und ihnen so eine bessere Perspektive für eine anschließende Beschäftigung zu ermöglichen. Das Gremium konnte bei den Interessenausgleich- und Sozialplanverhandlungen den zunächst ablehnend reagierenden Arbeitgeber überzeugen, entsprechende Angebote zu ermöglichen. Dann nahm der Betriebsrat Kontakt mit der Bundesagentur für Arbeit auf, um über WeGebAU die diversen Möglichkeiten der Qualifizierung zu prüfen. Im dritten Schritt war zum Teil große Überzeugungsarbeit bei den Beschäftigten zu leisten, die Chancen und Möglichkeiten einer Qualifizierung zu nutzen. Denn aufgrund des hohen Anteils an Mitarbeiter:innen mit Migrationshintergrund gab es Vorbehalte wegen möglicher sprachlicher Probleme und der Angst der Betroffenen, die Qualifizierung aus diesem Grund nicht zu erreichen.
Ergebnisse
Nachdem sich im Laufe des Projektes die Schließungspläne des Arbeitgebers wieder geändert hatten, mussten die Betriebsräte flexibel reagieren, um die angestoßenen Qualifizierungsmaßnahmen mit den dann noch interessierten Beschäftigten umsetzen zu können. So wurde u.a. eine Kooperation auf lokaler Ebene mit den Betriebsräten eines anderen Unternehmens angestoßen, um entsprechende Bildungsträger für die Schulung zu finden. Sieben Kolleginnen und Kollegen, überwiegend mit Migrationshintergrund, im Alter von 30 Jahre bis 47 Jahre, haben die Qualifizierung zum Maschinen- und Anlagenführer für Lebensmitteltechnik erfolgreich durchgeführt. Vor dem Hintergrund der dann erneut veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Unternehmen haben sie nun deutlich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.